Die Zinssenkung in den USA mag an sich keine Überraschung gewesen sein, bemerkenswert ist aber die Höhe um 0,5 Prozentpunkte und der Umstand, dass der Schritt kurz vor einer Präsidentschaftswahl geschah. Den Start einer neuen Phase von Zinssenkungen weniger als zehn Wochen vor dem Urnengang hat es bisher nur zweimal gegeben: 1976 und 1984.

Notenbankchef Jerome Powell ist sich des heiklen Terrains bewusst, auf dem sich die Fed bewegt. Doch wird er nicht müde zu betonen, dass politische Erwägungen bei Zinsentscheidungen keine Rolle spielen. „Alles, was wir vor, während oder nach der Wahl tun, wird auf den Daten, den Aussichten und der Abwägung der Risiken basieren und nicht auf etwas anderem.“

DAX auf Rekordhoch

An den Börsen wurde die kräftige Zinswende sehr positiv aufgenommen und mit klaren Gewinnen reagiert. Nicht nur ist es die erste US-Zinssenkung seit vier Jahren, in dieser Deutlichkeit war sie von vielen nicht erwartet worden. Der DAX in Frankfurt schwang sich zu einem neuerlichen Rekordhoch auf, notierte am Nachmittag um 1,58 Prozent höher und sprang erstmals über die Marke von 19.000 Punkten. Anfang des Monats hatte der deutsche Leitindex noch stark unter Rezessionsängsten in den USA und der abgeebbten Euphorie rund um das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) gelitten. Seit Mitte September jedoch ist der DAX wieder auf dem Weg nach oben.

In London ging es für den FTSE-100 um 1,03 Prozent nach oben. Eine Branchenbetrachtung in Europa zeigte die Aktien aus den Bereichen Technologie und Konsumgüter am deutlichsten im Plus.

Klare Gewinne auch in Wien

Auch die Wiener Börse wies am Donnerstag klare Gewinne aus. Der Leitindex ATX legte bis zum frühen Nachmittag um 1,77 Prozent zu. Unter den Schwergewichten in Wien gewannen die Aktien von Voestalpine und Wienerberger mit Zuwächsen von 2,4 bzw. 4,3 Prozent am deutlichsten.

An den asiatischen Börsen stiegen die Indices ebenfalls kräftig. Besonders in Tokio zogen die Kurse an. Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss 2,13 Prozent im Plus.

Aufwärtstrend bei Bitcoin

Im New Yorker Frühhandel setzte sich der Trend von Mittwochabend fort. Der Dow Jones legte um etwas mehr als einen Prozent zu. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte um 1,37 Prozent, beide Indizes eröffneten die Sitzung mit neuen Allzeithochs. Der Nasdaq Composite preschte um 2,18 Prozent vor. Auf sein Rekordhoch vom Juli fehlt dem technologielastigen Barometer jedoch noch ein ganzes Stück.

Und auch der Kurs des Bitcoin ist am Donnerstag nach der deutlichen Zinssenkung durch die US-Notenbank vom Vorabend weiter gestiegen. Am Morgen wurde die älteste und bekannteste Kryptowährung auf der Handelsplattform Bitstamp bei 62.100 US-Dollar (rund 55.800 Euro) gehandelt. Am Vortag hatte der Bitcoin vor der Zinsentscheidung der Fed bei etwa 60.000 Dollar notiert.