Die US-Notenbank Fed wird an diesem Mittwoch voraussichtlich ihre Zinswende einläuten. Die Spannung ist groß. Schließlich ist noch unklar, wie stark sie die Leitzinsen senken wird. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg erwartet eine Mehrheit der befragten Volkswirte eine Verringerung der Zinsspanne um 0,25 Prozentpunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Ökonomen, die einen größeren Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte erwarten.
Seit 14 Monaten hält die US-Notenbank an dem aktuellen Zinssatz fest. Zuvor hatte sie im Kampf gegen die hohe Inflation die Leitzinsen rasch angehoben. Eine Zinssenkung gilt jetzt als ausgemachte Sache. Schließlich ist die Inflationsrate in den vergangenen Monaten tendenziell gefallen und hatte im August bei 2,5 Prozent gelegen. Zuletzt hat sich auch der Lohnanstieg verlangsamt. Dies dürfte laut Ökonomen bremsend auf die wichtigen Dienstleistungspreise wirken. Gleichzeitig zeigt der Arbeitsmarkt zunehmend Anzeichen von Schwäche. Der Beschäftigungsaufbau hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich verlangsamt.
Abhängig von den Arbeitsmarktdaten
US-Zentralbank-Chef Jerome Powell hatte auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole eine Leitzinssenkung im September in Aussicht gestellt. Die geldpolitische Richtung sei klar, allerdings seien die Höhe und die Abfolge weiterer Zinsschritte nicht festgelegt. Diese hingen unter anderem von der Entwicklung der Konjunkturdaten ab, sagte Powell.
US-Notenbank-Direktor Christopher Waller hat sich nach der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts für August auch aufgeschlossen für eine größere Leitzinssenkung gezeigt. Es sei wichtig, dass die US-Notenbank in diesem Monat mit der Senkung der Zinsen beginne, sagte Waller.
Die Experten der Commerzbank erwarten wie auch die Mehrheit der Volkswirte eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte. „Dagegen könnte eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte für viele Investoren ein Beleg dafür sein, dass sich die Fed wirklich Sorgen um die Wirtschaft macht und möglicherweise zu lange mit der Zinswende abgewartet hat“, heißt es in einem Ausblick. Diesen Eindruck wolle die Fed vermeiden. „Schließlich glaubt die Fed nicht, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet oder sich auf diese zubewegt.“
EZB hat vorgelegt
Auch DWS-Experte Christian Scherrmann erwartet ein vorsichtiges Vorgehen der Fed. „Die aktuellen Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht so schnell verschlechtert wie ursprünglich befürchtet und dass die Inflation ein Thema bleibt“, schreibt er in einem Kommentar. „Auf dieser Basis erwarten wir, dass die Fed die Zinsen nicht nur im September um 0,25 Prozentpunkte senken wird, sondern auch auf allen verbleibenden Sitzungen in 2024.“
Die Fed würde mit ihrer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen. Diese hat bereits zwei Mal in diesem Jahr den Leitzins um jeweils 0,25 Prozentpunkte reduziert. In der Vergangenheit war es meist umgekehrt und die EZB ist der Fed gefolgt.