Die Zerstörung in den Überschwemmungsgebieten wird laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr nicht im Bruttoinlandsprodukt (BIP) abgebildet, weil es sich um ein Produktionsmaß handelt. Der Wiederaufbau werde aber das regionale Wirtschaftswachstum in Niederösterreich wohl um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte erhöhen, sagte Felbermayr zur APA. Naturkatastrophen seien langfristig schlecht für die Wirtschaft der betroffenen Regionen. „Es ist eine statistische Illusion, dass Desaster gut sind.“
Auch die Wertschöpfung der zehntausenden Ersthelfer – etwa bei den Feuerwehren – wird laut dem Wifo-Chef nicht für das BIP erfasst. Die Personen würden in der Fabrik oder im Büro fehlen, hätten aber eine „viel höhere Nützlichkeit“. Die Aufräumarbeiten, Sanierungen und Investitionen würden aber zu einem kleinen Nachfrageprogramm für die Bauwirtschaft und das Gewerbe in den betroffenen Regionen führen, so Felbermayr am Montag.
„Öffentliche Hand wird nicht knausrig sein“
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) arbeiten derzeit an der Aktualisierung ihrer Konjunkturprognose für 2024 und 2025, die am 4. Oktober vorgestellt wird. Das Wifo wird die Auswirkungen des Hochwassers und der Überschwemmungen in der Prognose berücksichtigen. Der Wifo-Chef erwartet aber keine großen Auswirkungen der lokal begrenzten Überschwemmungen auf die gesamtösterreichische Wirtschaftsleistung. Die öffentliche Hand werde wohl „spendabel“ sein und möglicherweise den Katastrophenfonds aufstocken, erwartet Felbermayr. „Kurz vor der Wahl wird die öffentliche Hand nicht besonders knausrig sein.“ Im Juni hatte das Wifo ein Budgetdefizit von 3,2 Prozent im Jahr 2024 und 3,1 Prozent im Jahr 2025 prognostiziert. Durch die schwächere Konjunkturentwicklung im laufenden Jahr und das Hochwasser wird das Finanzierungssaldo des österreichischen Staates heuer und im kommenden Jahr höher ausfallen als bisher angenommen.