Ein kleines, blaues Kabel, etwa zwei Millimeter dünn, trägt Florian Napetschnig am Gürtel. Es ist schuld daran, dass er und sein Partner im Mechatronik-Duo, Dominik Ruhdorfer, an einer Medaille bei den WorldSkills vorbeigeschrammt sind. Denn im entscheidenden Moment, bei der Abnahme der Automatisierungsanlage, hatte jenes Kabel plötzlich einen Knick, der vorher nicht da gewesen war. Und deshalb machte die Anlage, deren drei Förderbänder bei der letzten Kontrolle vor dem Countdown vor den Augen vieler Beobachter Verschlusskapseln fehlerfrei transportiert hatten, keinen Muckser.

Auch der kleine Roboterarm, der die Kapseln hochgehoben hatte, rührte sich nicht. „Wir wissen nicht, was passiert ist, nachdem wir zum Briefing gehen mussten. Wir wissen nur, dass uns viele Asiaten täglich zugeschaut und sogar Videokameras aufgebaut haben, um unsere Lösungen zu erfahren“, erzählt das Duo, das trotzdem aufgrund hervorragender Leistungen den besten europäischen Platz und ein „Medallion for Excellence“ für sehr hohe Punktezahl erreicht hat. Ohne den ominösen Knick hätte es Gold sein können, sind die beiden Flex-Facharbeiter überzeugt.

„Alles richtig gemacht“

Mehr erwartet als ein „Medallion for Excellence“ hat sich auch Restaurant-Fachmann Simon Wieland, der während des vielschichtigen Bewerbes mit Professionalität, echter Freundlichkeit und erstaunlicher Souveränität aufgefallen war und laut Experten wie Test-Designer Rudolf Wolfsschluckner alles richtig gemacht hatte. Im Restaurant-Service holte sich Frankreich den Sieg und China wie in den meisten Sparten eine Medaille. „Das war sicher nicht gerechtfertigt und nicht ganz objektiv“, meinte nicht nur Simon Wieland.

Die Vorherrschaft von China und Korea dominierte auch bei den Elektronikern, für die Georg Kelih angetreten war. Er hatte anfangs mit fehlerhaften Angaben für Schaltpläne und Verbindungen zu kämpfen. Am schlimmsten sei das „Fault finding“, die Fehlersuche auf einer Leiterplatte, gewesen. „Die Platinplatte hatte mehr Fehler als geplant“. Auch beim Belöten habe er ein fremdes Löt-Zinn verwenden müssen. „Ich habe meine Grenzen kennengelernt“, zeigt er sich dennoch zufrieden mit seiner Auszeichnung.

„Sind alle Champions“

Sehr schwierig waren die Bedingungen für Tischler Florian Dörfler, der sein aufwendiges Weinschränkchen wie 60 Prozent der Teilnehmenden nicht ganz fertigstellen konnte. „Die Zeit war viel zu knapp bemessen“, urteilte der Kärntner WorldSkills-Experte Josef Ukowitz, der den Bewerb als Insider miterlebt hatte. „Ich bin trotzdem zufrieden, ich habe gelernt, mit Stress-Situationen besser umzugehen“, resümierte Dörfler. Eine letzte Herausforderung war die abendliche Siegerehrung im Groupama Stadion in Lyon, wo die Kandidaten bei Kälte und Wind fast fünf Stunden lang dem Ergebnis entgegen zittern mussten. Großes Lob gab es von Talenteakademie-Leiter Christoph Doboczky: „Sie sind alle Champions“.  

Insgesamt holte Österreich drei Gold-, eine Silber- und drei Bronzemedaillen und 22 Medallions for Excellence und schnitt als sechstbeste Nation bei den WorldSkills ab.