Ob Privatpersonen, Landwirte, Gemeinden oder Klein- und Mittelbetriebe – immer mehr schließen sich zu Energiegemeinschaften zusammen oder treten einer bei: 1800 gibt es derzeit österreichweit, allein seit Jahresbeginn sind 500 hinzugekommen. Wie aktuelle Zahlen der E-Control belegen, spielt Kärnten eine gewichtige Rolle. Hier wird ein Fünftel der Zuwächse verzeichnet.
Eine Rolle spielen dabei ökonomische Gründe. Wer eine Photovoltaik-Anlage besitzt, kann etwa von höheren Einspeisetarifen profitieren. Der Entfall eines Teils der Netzentgelte schlägt sich in niedrigeren Energiekosten nieder. Nicht entrichtet werden müssen Elektrizitäts-Abgabe und Erneuerbaren-Förderbeitrag.
Gab es vor einem Jahr erst rund 30 Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) in Kärnten, sind es mittlerweile bereits über 170. „Auch die Zahl der Mitglieder hat stark zugenommen, 1577 waren es im Vorjahr“, so die Auskunft der E-Control. Für heuer würden noch keine Daten vorliegen.
Bis zu 150 Mitglieder
„Mit der Entwicklung der Mitgliederzahlen sind wir sehr zufrieden. Unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen“, sagt Nachhaltigkeits-Manager Wolfgang Saiwald, der mit der Raiffeisen Landesbank die sogenannten Energiegenossenschaften vorantreibt. Deren Vorteil: Bürokratische Hürden würden abgenommen, der Verwaltungsaufwand reduziert.
Seit dem Start im Frühjahr seien mit dieser Organisationsform 21 EEG gegründet worden. Seit Juni sind auch alle operativ tätig und die Teilnehmer beziehen so Strom oder speisen ihn dort ein – vorwiegend in Mittel- und Unterkärnten, von Villach über St. Veit, Ferlach und Völkermarkt bis nach Wolfsberg. „Die Erneuerbaren Energie-Genossenschaften treiben die regionale Energiewende voran, bieten wirtschaftliche Vorteile und leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Das große Interesse bestätigt, dass dieses Modell Zukunft hat“, sagt RLB-Vorstandsdirektor Gert Spanz. Bei 25 Infoveranstaltungen erreichte man zudem 1600 Besucher.
Auch mehr Wohnhäuser als „Energieinseln“
Auffällig sei, dass sich das Interesse von anfangs vor allem Photovoltaik- oder Kleinwasser-Kraftwerks-Besitzer zunehmend auf private Haushalte verlagere. So verändere sich auch die Struktur der Genossenschaften: Rund 60 Prozent sind Privathaushalte und Landwirte, 30 Prozent Betriebe und ein Zehntel Gemeinden. Letztere würden aufholen, wobei ein Beitritt durch nötige Beschlüsse langwieriger sei.
Um selbst erzeugten Strom bestmöglich zu nutzen, spricht auch noch der „kleine Vorläufer“ der Energiegemeinschaften vor allem Bewohner von Mehrparteienhäusern an: In Kärnten gibt es aktuell 266 sogenannte gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen. Die Teilnehmer bleiben für den Reststrombezug aber auf einen frei wählbaren Energieversorger angewiesen.