Corona hat auch bei Promedico die Art, wie gearbeitet wird, verändert. Freies Homeoffice kam und wurde auch danach beibehalten, wie Geschäftsführer Reinhard Wagner erklärt. Dadurch haben sich die Bedürfnisse im Hinblick auf die Räumlichkeiten verändert. Freies Homeoffice ist im Falle von Promedico nämlich Mobile Office: Die Mitarbeiter können, wenn sie es möchten, überall in Österreich arbeiten, auf Absprache mit der Führungskraft auch im Ausland – virtuelle Meetings ersetzen persönliche Treffen nicht immer, aber oft. „Es gibt ein elektronisches Zeiterfassungssystem mit Gleitzeit von 6 bis 20 Uhr, „an Wochenenden bis 22 Uhr“ wie HR-Chefin Michaela Weiss sagt. Noch ein paar ungewöhnliche Details: 85 Prozent der Belegschaft sind weiblich, im Leadership-Team beträgt der Frauenanteil 43 Prozent, auf Abteilungsleiterebene 62 Prozent. Und: 27 Prozent arbeiten Teilzeit – darunter auch Männer und auch Führungskräfte.

Zum veränderten Raumbedarf sagt Wagner im gerade erst bezogenen neuen Headquarter in der Gradnerstraße: „Wir haben mehr Meetingzonen gebraucht, weniger Arbeitsplätze – und die Möglichkeit, Adaptierungen rasch durchführen zu können, wenn etwa einmal ein Arbeitsplatz mehr nötig ist.“

Die Raumstruktur im gerade erst ein Jahr alten Bürogebäude, Vermieter ist die Anton Paar-Gruppe, wurde um eine Million Euro also gründlich geändert. Einzelbüros mit Türen sucht man hier vergeblich, dafür finden sich umso mehr Begegnungsräume und Meetingzonen. Die einzelnen Arbeitsplätze können per App gebucht werden, freie Platzwahl. Es gebe auch Mitarbeiter, die lieber (fast) täglich hier im Büro arbeiten als vom Homeoffice aus, wie zum Beispiel sie selbst, erklärt Weiss. Hier spreche nichts dagegen, sagt sie bei der Führung durch großzügige Mitarbeiterküchen, Bibliothek, Wohlfühlterrasse und, last but not least, Hundewiese. Die Mitarbeiter dürfen ihre Vierbeiner mit zur Arbeit nehmen.

Zur Frage, ob sich der Freiraum, die Mitarbeiter hier haben, unternehmerisch lohnt, sagt Wagner: „In Produktivität haben wir es nicht gemessen, aber die direkten Vorgesetzten sehen ja, ob die Arbeit, die zu machen ist, erledigt wurde. Es ist ein Miteinander, und der Arbeitsfortschritt ist da.“ Angesprochen auf den Markt mit Mikronährstoffen, der während der Pandemie auch Promedico einen Wachstumsschub im zweistelligen Prozentbereich besorgte, sagt Wagner: „Im Apothekenbereich gibt es ein Nullwachstum in Österreich und nur leichtes Wachstum in Deutschland.“

Bekenntnis zum Standort

Das neue Headquarter ist dennoch ein Bekenntnis zum Standort Graz – untermauert vom neuen Logistik-Center des Unternehmens, das gerade an der Liebenauer Hauptstraße entsteht. Spatenstich war heuer im Februar, ab dem zweiten Quartal 2025 sollen hier alle Aussendungen für den österreichischen und deutschen Markt abgewickelt werden. Die jetzigen zwei Standorte, einer in Pirka, der andere in Deutschland, werden damit zusammengelegt. Rund 8 Millionen Euro sind für das 1840 Quadratmeter große Zentrallager mit hochmoderner Automatisierung veranschlagt, auf der eine PV-Anlage installiert werden soll, die den Strombedarf von Headquarter und Logistikstandort fast zur Gänze deckt. „Das ist ein Commitment, eine bewusste Entscheidung für Graz, weil wir hier verwurzelt sind“, sagt Wagner. Obwohl die Auslagerung über die Grenzen Österreichs hinaus gerade bei Logistik leicht möglich wäre.