Um ein 16.600 Quadratmeter großes Seegrundstück in Steindorf am Ossiacher See ist erneut eine Diskussion entbrannt, die Bruchlinie verläuft nun zwischen den Koalitionspartnern SPÖ und ÖVP. Das Areal gehört der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV), diese plant, wie mehrfach berichtet, dort ein touristisches Projekt, trotz Widerstandes aus der Bevölkerung. Seit einigen Wochen läuft die Ausschreibung für den „Betrieb eines touristischen Beherbergungsbetriebes samt Gastronomie und Badehaus“, nachzulesen auf der Website der KBV. Bis 7. Oktober sucht die KBV in einem zweistufigen Verfahren potenzielle Investoren, Interessenten soll es bereits geben, heißt es. Das Areal soll langjährig verpachtet werden, der Pächter Betreiber wie auch Bauherr für das Hotelprojekt samt Badehaus sein.
ÖVP steht hinter Projekt
Während der für die KBV zuständige LH-Stellvertreter Martin Gruber und Tourismusreferent Sebastian (beide ÖVP) hinter dem Projekt stehen, meldeten sich am Donnerstag SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser und der SPÖ-nahe Hotelier Bernd Hinteregger, der für die SPÖ im Aufsichtsrat der KBV sitzt, als Kritiker zu Wort. Sie sprechen sich gegen die Errichtung eines Hotels aus und wünschen sich einen Seepark. „Niemand ist an zusätzlichem Beton interessiert“, sagt Hinteregger, der betont, als „Tourismuspraktiker“ und nicht als KBV-Aufsichtsrat zu sprechen. Die Fläche solle frei bleiben („ohne Eintrittsgelder, ohne Konsumzwang“), sollte es „wirtschaftlich darstellbar sein“, wäre ein Badehaus „eine Variante“, erklärt Seiser. Ein Hotelbau kommt für beide nicht infrage: „Bei maximaler Baudichte würde man die Fläche regelrecht zupflastern“, warnt Hinteregger. Seiser tritt für einen Bürgerbeteiligungsprozess ein.
Kärnten habe, betont Hinteregger, ohnehin „genug zu tun“, die vorhandenen Betten in Hotels auszulasten, 2023 lag die Bettenauslastung lediglich bei 31,7 Prozent. Eine Internetabfrage zeige, so Hinteregger, dass aktuell 92 Kärntner Gastro- und Beherbergungsbetriebe zu pachten, mieten und kaufen seien, auch am Südufer des Ossiacher Sees gebe es Potenzial: Ein von der KBV verkauftes baufälliges Hotelresort (früheres „Sonnenresort“) könne man „zurückkaufen“, so Seiser, „und wachküssen“. 4,7 Millionen neu lukrierte das Land einst dafür, mittlerweile ist die Fläche Gegenstand ausgedehnter Rechtsstreitigkeiten.
Gegenstimmen im Aufsichtsrat
Zurück nach Steindorf: Laut KBV soll auf dem Grundstück ein Leitbetrieb für die Region entstehen, die Gemeinde brauche gewerbliche Betten, betonte unlängst KBV-Vorstand Martin Payer. Gesucht werde ein Pächter (und Finanzier), der sich auf die Vorgaben der KBV einlässt: Zumindest zehn Monate im Jahr soll der Betrieb geöffnet halten, kalte Betten sind untersagt, der öffentliche Seezugang müsse erhalten bleiben. Abgesegnet hat die Ausschreibung der Aufsichtsrat der KBV, allerdings nicht einstimmig, wie nun bekannt wurde. Aufsichtsratschef Martin Thaler darf zum Abstimmungsverhalten nichts sagen, nur so viel: Der Aufsichtsrat stehe jedenfalls hinter dem Projekt.
„Angebot zum Umdenken“
Entschieden wird über die Nutzung des Areals freilich in ebendiesem Aufsichtsrat, nicht in der Landesregierung oder im Landtag. Das weiß auch Seiser. Die KBV ist eine weisungsfreie, ausgegliederte Gesellschaft des Landes. Seiser will seine Wortmeldung daher als „ein friedliches Angebot zum Umdenken“ verstanden wissen. Das Büro des zuständigen Landesrates Gruber erklärt in einer Reaktion, dies seien „Einzelmeinungen innerhalb der SPÖ, die in dieser Sache keine Relevanz“ hätten. Man verweist auf „gültige Aufsichtsratsbeschlüsse und einen gesetzlichen Auftrag der KBV“. Unterstützt wird das Vorhaben von Team-Kärnten-Chef Köfer, gegen den Bau eines „Wellness-Tempels“ spricht sich Olga Voglauer (Grüne) aus.