Die Wirtschaftstalks der Kleinen Zeitung haben sich als Plattform für die zwanglose Vernetzung auf beruflicher Basis längst etabliert. Meistens vernetzen sich dabei allerdings Männer. Und anders als in der Bundeshauptstadt ist es in Graz „fast ein Wunder“ Frauen in C-Level-Jobs bzw. auf Geschäftsführer- und Vorstands-Ebene zu finden, wie Kleine-Geschäftsführerin Xenia Daum bei der jüngsten Female-Ausgabe des Veranstaltungsreihe erklärte, warum sie diese Flächen bewusst für Frauen aufgemacht hat. Als eine der Frauen, die sich auf dem C-Level beruflich etabliert haben, war diesmal Barbara Muhr als Vorständin des Messe Congress Graz (MCG) eingeladen, aus weiblicher Perspektive über die Besonderheiten ihrer beruflichen Laufbahn zu erzählen. Ihr Leitmotiv: „Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung.“
Von der Hitze in der „Küche“
In jungen Jahren wollte Muhr im Profi-Tennis reüssieren, woraus verletzungsbedingt nichts wurde. Sie studierte Jus, stieß nach 18 Jahren bei der Steiermärkischen Sparkasse als Prokuristin an die berühmte gläserne Decke, kündigte selbst und wechselte 2010 zur Holding Graz, wo sie Vorstandsdirektorin wurde. „Change it or leave it“, sagt sie zu dieser „heftigen Zeit“. Heute ist sie im Zweierteam im MCG-Vorstand. „Wenn man glaubt, beruflich gesettelt zu sein, bleibt es meistens nicht dabei“ – ist im Rückblick ihr Resümee. Und: „Die gläserne Decke für Frauen ist da, nach wie vor – und teilweise dicker denn je.“ Das führt zu zwei Fragen: „Will man sie durchschreiten? Das muss man nämlich selber wollen. Und wie will man sie durchschreiten?“ Wichtiger Zusatz, auch dies ein griechisches Zitat: „Wer die Hitze nicht aushält, soll nicht in der Küche arbeiten.“
Zwischen den gesellschaftspolitischen Voraussetzungen, die Frauen auf ihrem Berufsweg behindern und den Hürden, die durch Eigenverantwortung zu meistern sind (etwa Abstimmung mit den Vätern in der Kinderbetreuung) weiß Muhr gut zu unterscheiden. Zur Vereinbarkeitsfrage, was Beruf und Privatleben angeht, betont sie aus der Führungsposition heraus, wie wichtig es ist, dass es den Menschen gut geht, weil ein Mensch, dem es nicht gut geht, letztlich auch der Firma nichts bringe. In Führungspositionen brauche es die Verbindung eines ökonomischen mit einem humanistischen Ansatz, wobei Ersterer eher männlich sei und Zweiterer eher weiblich. Nötig sei aber ein Gleichgewicht. „Und der humanistische Ansatz darf nicht untergehen.“
Zum Netzwerken unter Frauen lautet der Befund von Barbara Muhr: „Wir könnten uns noch viel mehr untereinander helfen.“ Wobei, so ein Einwurf aus dem Publikum, die Tragfähigkeit der Netze sicher auch darunter leide, dass es nicht so viele Frauen in Führungspositionen gibt. Und damit war die Diskussion beim gut besuchten Female-Wirtschaftstalk auch schon eröffnet. Und das Netzwerken untereinander begann. Von Frau zu Frau, beruflich und als Mensch.