Styropor (Expandiertes Polystyrol, EPS) wird im Hausbau zur Wärmedämmung eingesetzt. Dabei werden Dämmplatten auf die richtige Größe zugeschnitten. Will man die dabei anfallenden Reste im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft wieder zu neuen Platten verarbeiten, braucht man ein effizientes und funktionierendes System zur Rückholung des Materials von den Baustellen. Ein solches hat das Konsortium des FFG-Forschungsprojekts EPSolutely unter der Leitung von Fraunhofer Austria in den vergangenen zweieinhalb Jahren entwickelt. Nun startet der österreichweite Pilotversuch. Zuvor konnten die Projektpartner auch schon zeigen, dass sowohl die Produktion neuer Platten aus dem Recyclingmaterial als auch die Aufbereitung von verunreinigtem Material technisch möglich sind.
Wie die Logistik funktioniert
Für „EPSolutely“ wurden 5000 Sammelsäcke mit QR Codes versehen und verteilt. Diese kommen dort zum Einsatz, wo Dämmplatten beim Hausbau zugeschnitten werden. Über den aufgedruckten QR Code erreicht man eine-App, in der die Säcke zur Abholung angemeldet werden. Ein Barcode auf dem Sammelsack ermöglicht seine eindeutige Identifikation und Nachverfolgung. Nach der Sammlung wird das Material von den Projektpartnern zu neuen Dämmplatten verarbeitet.
Bevor das Konzept zur Rückholung des Materials entwickelt wurde, mussten etliche Versuche durchgeführt werden. Auch war zu klären, ob Bauteile aus dem rückgeholten Rohstoff in ihrer Qualität den Produkten aus Neumaterial ebenbürtig sind – und ob es möglich ist, etwaige Verunreinigungen vor dem Recycling zu entfernen. In beiden Fällen hieß es Ja.
Maximilian Bernard, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Steinbacher Dämmstoff GmbH, sagt über die Aufbereitung: „Die größte Herausforderung ist die unterschiedliche Qualität des angelieferten Materials. Die Unterschiede reichen von verschiedenen Farben (weiß, grau, grün etc.) über verschiedene Rohstoffe wie EPS und XPS bis hin zu diversen Fremdstoffen wie Schrauben, Putzresten. Trotz dieser Unterschiede muss eine gleichbleibende Qualität der neuen EPS Platten gewährleistet werden.“ Neben diversen Investitionen in entsprechende Siebe oder Abscheider, stand vor allem die Schulung im Vordergrund. Betriebe, die das System in der ersten Testphase bereits mehrmals verwendet haben, liefern laut Bernard deutlich bessere Qualität als Erstnutzer. „Aktuell dürfen wir bereits durchschnittlich 3-4 Abholungen pro Woche durchführen. Wir haben die entsprechenden Kapazitäten geschaffen, um den uns zugeteilten Radius abdecken zu können.“
Evaluieren und optimieren
Der nun gestartete, großangelegte Pilotversuch zur EPS-Rückholung soll dazu dienen, die Prozesse zu evaluieren und zu optimieren. Stephan Keckeis, Projektleiter bei Fraunhofer Austria sagt: „Wir haben es gemeinsam mit der ganzen Branche geschafft, erstmals eine österreichweite Abwicklung auf die Beine zu stellen. Hierfür wurden einfache Workflows, wiederverwendbare Säcke und eine gut nutzbare App entwickelt. In weiterer Folge wollen wir die Ergebnisse der Sammelversuche analysieren, um Verbesserungspotenziale ableiten zu können, bevor das Konzept im industriellen Maßstab ausgerollt werden kann.“ Bei Projektende im Dezember 2024 sollen die Ergebnisse des Pilotversuchs vorliegen.