Der Autobauer Volkswagen tauscht mitten in der Krise den Finanzchef bei seiner Kernmarke VW Pkw. Der bisherige Finanzchef Patrik Andreas Mayer soll den Posten in Wolfsburg freimachen für den Finanzvorstand der VW-Tochter Seat, David Powels, wie eine Unternehmenssprecherin am Montag auf Anfrage bestätigte.
Zuvor hatte das „Manager-Magazin“ unter Berufung auf Insider berichtet. Mayer wechselt demnach zu Seat nach Spanien und übernimmt dort Powels‘ Aufgaben.
Mayer war seit Oktober 2022 Finanzvorstand des Herzstücks von Europas größtem Autokonzern.
Volkswagen unter Druck
Der Autobauer steckt derzeit in großen Schwierigkeiten, die Kernmarke VW Pkw gilt als chronisch renditeschwach. Vergangene Woche kündigte das Unternehmen an, die bis 2029 vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufkündigen zu wollen. Werke in Deutschland stehen auf dem Prüfstand, um die Kapazitäten zu reduzieren und die Kosten zu senken, betriebsbedingte Entlassungen drohen.
Ein bereits 2023 aufgelegtes Sparprogramm mit dem Abbau von Stellen in der Verwaltung über Abfertigungen und Altersteilzeit reicht dem Vorstand zufolge in der schwierigen Branchenlage nicht mehr aus. Konkretes gibt es zu weiteren Sparmaßnahmen bisher nicht. Betriebsrat und IG Metall haben massiven Widerstand angekündigt.
Nach Angaben aus dem „Manager-Magazin“ wurde Mayer offenbar zum Verhängnis, dass er auf der Suche nach Sparmöglichkeiten zumindest teilweise auf die sogenannten Innovationsfonds zurückgreifen wollte. Diese waren für Zukunftsprojekte mit den Arbeitnehmern vereinbart worden.
EU soll VW helfen
Angesichts der Krise hatten hochrangige Politiker der deutschen Ampel-Koalition zuvor mehr Hilfe aus Brüssel eingefordert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen müsse „schnell eine ambitionierte Industriestrategie vorlegen, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich stärkt“, sagte SPD-Chef Lars Klingbeil der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe).
„Europa muss mithalten können bei den internationalen Entwicklungen und dafür muss Frau von der Leyen jetzt vorangehen“, ergänzte er.
Auch die FDP sieht die EU-Kommission in der Pflicht. „Der Grund für diese Krise ist die absurde europäische Politik, die den Automobilherstellern unzählige Steine in den Weg legt“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr der „SZ“.
Dass die schwierige Situation der Autoindustrie auch die Europäische Kommission beunruhigt, bestätigte der scheidende Industriekommissar Thierry Breton dem „Handelsblatt“. Die Lage der Branche sei „nicht rosig“, es bringe nichts, sie zu beschönigen, sagte er. Die Nervosität sei groß, was sich an den aktuellen Entwicklungen in der deutschen Automobilindustrie zeige.