Ein US-Wahlkampfduell sorgt heuer für eine Verschiebung von Apples alljährlichem Herbst-Großkampftag. Etwas früher als gewohnt präsentiert der iPhone-Konzern am Montag deswegen seine rundum erneuerte Produktpalette. An dieser Stelle können Sie nachlesen, an welchen Stellschrauben Apple im Detail dreht.

Apple-Boss Tim Cook eröffnet die Präsentation. Er steht inmitten des Apple-Campus in Cupertino, hinter ihm der riesige Regenbogen, und erklärt gleich, um welche Produkte es heute gehen wird: „Apple Watch, AirPods und die ersten iPhones, die grundlegend für Apple Intelligence entwickelt wurden“.

Tim Cook und der Regenbogen in Cupertino
Tim Cook und der Regenbogen in Cupertino © Apple

Apple Watch Series 10

Eine kleine Überraschung zu Beginn. Hieß es in den letzten Tagen noch, Apple werde nur ein kleineres Update seiner Datenuhr präsentieren, kramt der US-Riese nun doch gleich die „Series 10“ der Uhr hervor. Mit dem „größten Display“, das je in einer Apple Watch verbaut wurde. Sogar größer als jenes der aktuellen Ultra-Variante. Zugleich soll Series 10 die „dünnste Apple Watch“ sein. Erstmals im Einsatz ist ein neuer Bildschirm. „Wide Angle OLED Display“ nennt ihn Apple. 30 Minuten Ladezeit sollen die Batterie auf 80 Prozent auffüllen.

Spannend die Ankündigung, dass es nicht nur Sensoren für das Erkennen von Wassertemperatur, sondern auch eine neue Form der Geräuschunterdrückung gibt: Diese soll dafür sorgen, dass Apple-Watch-Telefonierer selbst dann gut zu verstehen sind, wenn es „windig“ ist, oder man in einem „lauten Restaurant“ sitzt. Wie immer gilt bei solchen Ankündigungen: Tee trinken und auf die ersten Testberichte warten.

Ebenso ambitioniert eine andere Ankündigung: Die Apple Watch, Österreich-Preise beginnen bei 449 Euro, soll künftig Schlafapnoe erkennen. Eine Schlafstörung, bei der es während des Schlafs zu wiederholten Atemaussetzern kommt.

Nach der Series 10 lenkt Apple den Fokus auf die Neuauflage der „Ultra“-Uhr, hergestellt für Spitzensportlerinnen und -sportler. Besonders robust, kratzfest und ein neues Titan-Armband in Schwarz – zum stolzen Startpreis von 799 US-Dollar.

AirPods 4, AirPods Pro 2

Nun zu einem der heimlichen Stars der Apple-Bilanz: den lange belächelten und heute viel verkauften AirPods. Auch diese bekommen eine Rundumerneuerung. Was dafür sorgt, welch Überraschung, dass die AirPods 4 laut Apple jene AirPods sind, die den „besten Sound“ zum Ohr bringen. Auch aktive Geräuschunterdrückung ist, gegen einen Aufpreis von 50 Euro auf in Summe 199 Euro, mit an Bord. „Adaptive Audio“ soll dafür sorgen, dass sich die Soundausgabe automatisch an die Umgebung anpasst. Plakatives Beispiel: AirPods laufen, ein Gespräch beginnt, Musik wird in diesem Moment leiser, Gespräch ist vorbei, Musik wird wieder lauter.

Ein Update bekommt auch die Premium-Linie. Durchwegs außergewöhnliche Funktion der AirPods Pro 2: Ein integrierter Hörtest. Einen solchen hätten laut Apple nämlich 80 Prozent der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner in den letzten fünf Jahren nicht gemacht. Zugleich sollen die AirPods auch als eine Art Hörgerät funktionieren. Von „clinical grade hearing-aid“ spricht Apple wortwörtlich.

iPhone 16

Jetzt also zum iPhone. Von einer „neuen Ära“ spricht Tim Cook. Weil es nun einmal das erste Gerät sei, das grundlegend für „Apple Intelligence“, Apples KI-Welt, entwickelt wurde. Mit an Bord ist der erwartete „action button“, also eine weitere Funktionstaste, die mit verschiedenen Funktionen belegt werden kann. Die Display-Größen: 6,1 und 6,7 Zoll (iPhone 16 Plus). Preis? Ab 949 Euro (iPhone 16) und ab 1099 Euro (iPhone 16 Plus).

Im Inneren des iPhone 16 arbeitet Apples A18-Chip. Also jener, der auch bei den Premium-Modellen verbaut ist. Ein Novum in der Apple-Welt. Aber wohl den Anforderungen von Künstlicher Intelligenz geschuldet. Neu ist auch die sogenannte „Camera Control“. Eine berührungsempfindliche Fläche zum Start der Kamera, die in Folge vor allem für Zooms nützlich sein soll.

Die Hauptkamera an der Vorderseite löst in 48 Megapixel auf, dazu wird noch eine Tele-Kamera (12 MP) verbaut. Videos können in 4K-Auflösung aufgenommen und Windgeräusche ausgeblendet werden.

Wenn Apple über KI am iPhone spricht, darf der Verweis auf „Private Cloud Compute“ nicht fehlen. Wirklich neu ist das aber nicht. Schon bei der WWDC im Juni äußerte sich Apple ausführlich dazu. Gerne hier nachzulesen.

Und dass jetzt erneut die komplett neu aufgesetzte Assistentin Siri beworben wird, ist auch witzlos. Denn: Die Variante bekommen Apple-Nutzerinnen und -Nutzer frühestens Anfang 2025 auf ihre iPhones.

iPhone 16 Pro

Auch der Premium-Serie verleiht Apple ein neues Antlitz und verbaut dort die „größten Displays“, die je in einem iPhone verbaut wurden. Das iPhone 16 Pro kommt ab 1199 Euro und mit 6,3-Zoll-Display, das iPhone 16 Pro Max ab 1449 Euro und gar mit 6,9 Zoll. Im Inneren arbeitet ein A18-Pro-Chip.

Als zentrale Kamera wird eine 48-Megapixel-„Fusion“-Kamera beworben. Durchwegs beeindruckend die Video-Funktionalität: Möglich sind Aufnahmen in 4K bei 120 Bildern pro Sekunde.

Kritischer Blick auf Apple-KI

Schon im Vorfeld der Präsentation stand Apples KI-Universum im Blickpunkt. Der Konzern hätte den Sprung verpasst, war vielerorts zu lesen. Tatsächlich fällt die Ausrollung von „Apple Intelligence“, Apple bündelt dabei all seine KI-Aktivitäten von Textbearbeitung über Bilderstellung bis hin zur App-Steuerung, zumindest holprig aus.

Abgesehen von einer prinzipiellen Verzögerung – Plan ist jetzt die sukzessive Veröffentlichung per Betriebssystem-Updates später im Jahr –, gibt es noch immer keinen Zeitpunkt, ab wann Apple Intelligence auch innerhalb der EU verwendbar sein wird. Dort spießt es sich, laut Apple, ja mit einem neuen Gesetz, das die digitalen Märkte reguliert („DMA“). Darüber hinaus fehlt mit China ein weiterer wichtiger Übersee-Markt. Auch dort hält der US-Konzern die KI-Palette vorerst zurück.

Hier können Sie das Apple-Event nachsehen: