Rezession statt Wachstum – so lautet die beunruhigende Prognose. Österreichs Wirtschaftsleistung soll 2024 nicht um 0,2 Prozent wachsen, sondern um 0,5 Prozent schrumpfen –entgegen der WIFO-/IHS-Prognose schätzt Raiffeisen Research die Lage so ein: Die Raiffeisen-Analysten senken angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Österreich die BIP-Prognose für das laufende Jahr von +0,2 Prozent auf -0,5 Prozent und für 2025 von +1,4 Prozent auf +0,9 Prozent.
Ende Juni hatten WIFO und IHS in ihrer vierteljährlichen Konjunkturprognose für 2024 mit einer Stagnation (0,0 Prozent Wachstum) bzw. mit einem minimalen Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich schrumpfte bereits 2023 um 0,8 Prozent. „Die heimische Schwächephase ist kein europäisches Phänomen, sondern ein österreichisches Problem. Nach zwei aus konjunktureller Sicht ‚verlorenen Jahren‘ dürfte erst 2026 wieder das BIP-Niveau von Mitte 2022 erreicht werden - dem bisherigen Höchststand“, schreiben die Raiffeisen-Research-Volkswirte Gunter Deuber und Matthias Reith in ihrer aktuellen Analyse.
Rezession: Österreich, „Schlusslicht Europas“
Österreich gehöre „abermals eindeutig zu den konjunkturellen Schlusslichtern im Euroraum“. Seit Mitte 2022 habe sich Österreich eindeutig vom Rest der Eurozone entkoppelt, der reale „Wachstumsrückstand“ belaufe sich seitdem auf über 4 Prozent.
Im zweiten Quartal hat sich die Rezession hierzulande am Bau und in der Industrie fortgesetzt, die „eigentlichen Enttäuschungen“ sind laut den Raiffeisen-Research-Ökonomen vielmehr der rückläufige private Konsum und Handel.
Wichtige Stimmungsindikatoren würden kurzfristig keinen Konjunkturumschwung erwarten lassen. Die Volkswirte rechnen im zweiten Halbjahr in Österreich „lediglich mit einer stagnierenden bis marginal positiven Konjunkturdynamik“. Der Aufschwung verschiebe sich noch weiter in die Zukunft.
Was die Rezession verursacht
Hauptgrund für „die österreichspezifische Wachstumsschwäche“ ist nach Ansicht der Raiffeisen-Ökonomen der Dienstleistungsbereich (inkl. Dienstleistungsexporte) und damit zusammenhängend der private Konsum. Die inflationsbereinigte reale Wertschöpfung in der Tourismuswirtschaft liege weiterhin 16 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau und der Handel erwirtschafte real um 12 Prozent weniger als vor der Pandemie. Einen größeren Teil zur heimischen Wachstumsschwäche habe auch die „besonders ausgeprägte Wohnbaurezession“ beigetragen, erklärten die Volkswirte. Der Industriesektor sei nur für einen kleineren Teil des Wachstumsrückstands verantwortlich.