Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stärkste Branche mit mehr als 1200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Die Bilanz der Branche, die der WKÖ-Fachverband jetzt für das erste Halbjahr vorgelegt hat, sieht nicht rosig aus: Für das erste Halbjahr 2024 verzeichnet man einen Rückgang des Produktionswertes um 10 Prozent (preisbereinigt, hochgerechnet; nominell 8,6 Prozent). Der erwirtschaftete Produktionswert betrug 22,8 Mrd. Euro.
Die Auftragseingänge gingen im ersten Halbjahr preisbereinigt um 4,1 Prozent zurück, die Beschäftigung (inklusive Leiharbeit) sank um rund 4000 Stellen. Für das zweite Halbjahr erwartet man keine Entspannung, die Unternehmen der Branche rechnen laut einer aktuellen Umfrage des Fachverbands für das Gesamtjahr mit einem Produktionsrückgang von durchschnittlich 9 Prozent. Nachdem die Branche bereits im vergangenen Jahr einen Produktionsrückgang von 8 Prozent erlitten hat, befindet sie sich damit im zweiten Jahr in Folge in einer Rezession.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Leider haben sich unsere Befürchtungen der letzten Monate bewahrheitet: Die Rezession in unserer Branche hat sich verfestigt. Das ist eine dramatische Entwicklung, die für viele Unternehmen sehr negative Folgen hat. Fast jedes zweite Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Ergebnis. Auch die Aussichten sind nicht rosig: Acht von zehn Unternehmen der Branche glauben nicht an eine Verbesserung der Nachfragesituation bis zum
Jahresende.“
Hohe Arbeitskosten
Die aktuelle Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Fachverbands zeigt, dass sich die Margenentwicklung strukturell verschlechtert. Rund 50 Prozent der befragten Unternehmen erwarten in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Der konjunkturbedingte Auftragsrückgang wird durch die negative Entwicklung der Lohnstückkosten verstärkt und drückt auf die Margen. Grund dafür sind die explodierenden Lohnkosten in der österreichischen Industrie. Die Tariflöhne in Österreich sind aufgrund der hohen Lohnabschlüsse im Vergleich zu den Konkurrenz- und Exportländern stark gestiegen. Die Arbeitskosten pro Stunde liegen, so der Fachverband, in Österreich um 22 Prozent über dem Durchschnitt der Eurozone. Für die Metalltechnische Industrie, die 80 Prozent ihrer Produkte exportiert, bedeute dies einen dramatischen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit mit negativen Auswirkungen auf den Standort. Im Durchschnitt habe heuer bereits jeder zweite MTI-Betrieb Arbeitsplätze abgebaut, mehr als 500 Stellen seien statt in Österreich im Ausland geschaffen worden.
Politik gefordert
Für die Branche bedeutet diese Entwicklung vor allem einen Auftrag an die sich nach der Nationalratswahl neu zu bildende Bundesregierung. Christian Knill: „Standortpolitik muss für die neue Bundesregierung Priorität Nummer eins haben. Die wichtigsten Hebel, an denen jetzt angesetzt werden muss: Senkung der Lohnnebenkosten für die Unternehmen, damit die Lohnkosten nicht weiter zum Standortnachteil werden; Bürokratieabbau auf allen Ebenen, um unternehmerisches Handeln nicht zu bremsen, sondern zu fördern; gezielte Investitionen in Bildung, Forschung, Infrastruktur und Energiesysteme. Kurz: sinnvoll investieren, entbürokratisieren und Unternehmenssteuern senken.“