Die Ferienzeit neigt sich gerade erst dem Ende zu, aber in der Reisebranche gehen schon die Buchungen für die nächste Erholung am Strand ein. Und so wird auf einen starken Sommer, auch ein gut gebuchter Winter folgen. „Wir können selbst kaum glauben, dass sich der Nachholbedarf vom Vorjahr heuer noch stärker fortsetzt. Für 2024 ist mit 300 Millionen Euro ein Umsatzplus von 40 Prozent zu erwarten“, schildert Martin Fast, Geschäftsführer der Rewe-Tochter Dertour Austria. Das Touristik-Unternehmen ist hierzulande mit Billa Reisen im Direktvertrieb und weiteren Reisebüro-Marken vertreten.

Profitiert habe man von der zu bedauernden Pleite des Mitbewerbers FTI, die für einen „Passagierturbo“ sorgte. Der Reiselust keinen Abbruch tat die inflationsbedingte Preisentwicklung: „Über alle Angebote hinweg werden pro Person durchschnittlich 1300 Euro ausgegeben, 200 Euro mehr als im Vorjahr“, so Fast.

„Haben sehr, sehr starke Sommersaison gesehen“

Mit so konkreten Zahlen wartet TUI-Österreich-Chef Gottfried Math zwar nicht auf, denn der deutsche Mutterkonzern ist an der Börse notiert, Zahlen berichtet nur er. Math ist bei der Präsentation des TUI-Winterprogramms in Wien fast euphorisch: „Wir haben wieder eine sehr, sehr starke Sommersaison gesehen sowohl bei den Gästen als auch beim Umsatz.“ Der Sommer-Endspurt laufe ebenfalls bestens, ein starker Frühbuchertrend sorge bei den Winter-Buchungen derzeit für ein zweistelliges Plus.

Martin Fast, Geschäftsführer von Dertour Österreich
Martin Fast, Geschäftsführer von Dertour Österreich © Dertour Austria/R.Polster

Dabei hatte die Pleite des deutschen Anbieters FTI im Juni die Branche geschockt. „Das hat uns schon getroffen, weil wir ja auch FTI-Reisen verkauft haben,“ so Math. Schnell für die Kunden und auch die Hotelpartner in die Bresche zu springen, zahlte sich dann in kräftigen Zuwächsen aus. Für Dertour war der Ausfall von FTI ein „Passagierturbo“, wie Fast sagt. Die Pleite brachte mehr Last-Minute-Angebote. In den Vorjahren wurden diese ausgedünnt und stattdessen Frühbucherboni propagiert.

Selbst die inflationsbedingte Preisentwicklung tat der Reiselust im Sommer keinen Abbruch: „Über alle Angebote hinweg werden pro Person durchschnittlich 1300 Euro ausgegeben, 200 Euro mehr als im Vorjahr“, erklärt Fast. Sparen am Urlaub dürfte für viele Menschen kein Thema sein. „Wir sehen keine Zurückhaltung bei den Kunden,“ heißt es bei TUI. Weiterhin stellt der Urlaub im Süden puncto Beliebtheit die kühleren Regionen bei Weitem in den Schatten. Trotz der heurigen Rekord-Temperaturen etwa in Griechenland.

Gottfried Math, Chef von TUI Österreich
Gottfried Math, Chef von TUI Österreich © Florianalbert.net

Im österreichweiten Ranking der Destinationen sei Griechenland diesen Sommer an erster Stelle geblieben. „Durch starke Zuwächse schoben sich die Türkei und die Malediven auf die Ränge zwei und drei. Spanien wurde damit vom Stockerl verdrängt“, erzählt der Dertour-Chef. Als klassisches Winterziel überrasche der Inselstaat im Indischen Ozean. Bei Kunden aus Kärnten und der Steiermark liege hingegen Kroatien auf Platz drei.

Anhand der bereits für 2025 buchbaren Angebote zeige sich, dass der Trend mit Zuwächsen „im deutlich zweistelligen Bereich“ ungebrochen ist. Neben den Malediven seien Sri Lanka, Mauritius, die Karibik sowie die Seychellen sehr beliebt und auch Thailand hole wieder auf. Unter den europäischen Flugzielen behaupten sich die Kanarischen Inseln, stark zugenommen habe das Interesse an Madeira.

Zuwächse „im deutlich zweistelligen Bereich“

Weil der nächste Winter bestimmt doch irgendwann kommt, ziehen die Buchungen bereits an. Martin Fast berichtet ebenfalls von Zuwächsen „im deutlich zweistelligen Bereich“. Der große Reisestrom geht auch hier in die Warmwasser-Destinationen, angefangen von den Kanarischen Inseln bis zu exotischeren Zielen wie die Kapverden, Sansibar oder Vietnam.

Der Reise-Riese TUI hatte 2023 den tiefen Corona-Knick überwunden und 20,6 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Jetzt ist Expansion angesagt: Die Zahl der eigenen Hotels soll mittelfristig von 420 auf 600 ausgebaut werden. „Unsere Strategie zielt dabei darauf ab, alle Kundenbedürfnisse zu erfüllen,“ so Math, also von Luxus bis Low budget. Branchenstudien zufolge wurden in Luxushotels im Vorjahr weltweit umgerechnet knapp 130 Milliarden Euro umgesetzt. Bis 2032 würde in diesem Segment im Schnitt ein jährliches Wachstum von 11,5 Prozent erwartet, so Ines Wasner, Vertriebschefin von TUI Österreich. Neben dem Trend zu höherwertigen Hotels gibt es auch stärkere Nachfrage nach Apartments, TUI investiert in eigenentwickelte Anlagen.

Und woher bekommen Urlauberinnen und Urlauber ihre Inspiration? Laut einer Umfrage von Billa-Reisen sind für drei Viertel der Menschen Tipps aus dem Freundeskreis entscheidend.

Keinesfalls ausgedient haben Reisebüros. TUI hat bereits die meisten der 62 Filialen umgebaut und digital aufgerüstet. Die Kundenbindung über die APP wird auch immer wichtiger. In Deutschland bekommt man über sie bereits Coupons für die nächste Reise.