Es ist eine Spitzenposition, nach der in Wahrheit niemand trachtet. Gemeinsam mit Oberösterreich und Tirol steht die Steiermark zurzeit am oberen Ende jener Bundesländer, bei denen die Arbeitslosigkeit am stärksten wächst. Zu tun hat das primär mit der Branchenstruktur des Wirtschaftsstandorts. Sprich: Weil in diesen Wochen und Monaten vor allem die in der Steiermark so gewichtige Industrie schwächelt, steigt der Druck am Arbeitsmarkt.

„Wir spüren den Anstieg in den Branchen Industrie und Bau besonders massiv“, heißt es dazu auch von Yvonne Popper-Pieber, Vizechefin des steirischen Arbeitsmarktservice (AMS). Tatsächlich beträgt der Zuwachs der Arbeitslosigkeit alleine in der steirischen Produktion auf Jahresbasis 29 Prozent. In Summe sind in der Steiermark mit Anfang September um 13,9 Prozent mehr Menschen beim AMS als arbeitslos vorgemerkt als vor einem Jahr. Inklusive der knapp 7700 Schulungsteilnehmer haben also zurzeit 42.413 Steirerinnen und Steirer keine Beschäftigung. Das darüber hinaus Komplizierte: Eine Trendwende ist weiter nicht in Sicht, zu schwach präsentiert sich das Wachstum im Land.

Yvonne Popper-Pieber (AMS)
Yvonne Popper-Pieber (AMS) © Foto Fischer

„Bis Jahresende sehen wir keine wirkliche Verbesserung“, heißt es dazu auch aus der Industriellenvereinigung (IV) Steiermark. Vor allem im „energieintensiven Bereich“ gestalte sich die Situation herausfordernd, umso wichtiger sei laut IV eine Verlängerung der sogenannten Strompreiskompensation. In Österreich wurde der Zuschuss für energieintensive Betriebe – im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland oder Frankreich, die beide ausgeweitet haben – vorerst auf das Jahr 2022 begrenzt.

Stiftung: „In ein paar Wochen“

Zwar tun sich weiter hauptsächlich niedrig qualifizierte Menschen schwer, neue Arbeit zu finden oder in ihren Jobs zu bleiben. Zugleich betreffe die missliche Lage zunehmend auch „Technikerinnen und Techniker“, wie Popper-Pieber betont. „Das Halten von Fachkräften ist nur mehr schwer möglich“, sagt die Arbeitsmarktexpertin gar mit Blick auf gewisse Industriesegmente. Ein Alarmsignal in Zeiten des weit um sich greifenden Fachkräftemangels.

Bei Männern (+18,1 %) steigt die Arbeitslosigkeit zurzeit viel stärker als bei Frauen (+9,8 Prozent). Auch das ist wenig verwunderlich, gelten Industrie oder Bau doch noch immer als männlich dominierte Sektoren. Die Zahl der beim AMS registrierten offenen Stellen liegt um 16,4 Prozent unter jener des Vorjahres. Ein weiteres Indiz eines eingetrübten Arbeitsmarktes. Immerhin: Die steirische Arbeitslosenquote rangiert mit 5,9 Prozent klar hinter der österreichischen, die, getrieben von Wien, bei 6,7 Prozent liegt.

Vor besonderen Herausforderungen stehen wiederum viele Unternehmen der steirischen Autozulieferindustrie. Deswegen tüfteln Arbeitsmarktexperten seit geraumer Zeit an einer neuen Stiftung, die spezielle Qualifikationsangebote für rund 500 Personen bieten soll. Wollte man die Eckpunkte der Stiftung eigentlich bis Ende August festgezurrt haben, wird es nun doch noch „ein paar Wochen dauern“, wie es auf Nachfrage der Kleinen Zeitung heißt. Jedenfalls wolle man dort vor allem Geringqualifizierte – also Personen, die maximal einen Pflichtschulabschluss vorweisen – zur Lehrabschlussprüfung oder zumindest in eine Fachqualifizierung führen.