Audi kommt einfach nicht mehr zur Ruhe. Audi-Chef Gernot Döllner treibt den Vorstands-Umbau unermüdlich voran – und der Druck fordert seine Opfer. Jetzt ist es Hildegard Wortmann, die das Handtuch wirft. Nach Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann verlässt auch Vertriebschefin Hildegard Wortmann die Volkswagen-Tochter. Lange waren schon Gerüchte über ihren Ausstieg im Umlauf. Spätestens als Porsche-Chef Oliver Blume VW-Konzernchef geworden war und Wortmann aus dem Konzernvorstand strich, hieß es, sie werde Audi bald verlassen

Pikantes Detail

An ihre Stelle rückt zum 1. September Marco Schubert, der vom Sportwagenbauer Porsche AG nach Ingolstadt zurückkehrt, teilte das deutsche Unternehmen nach einer Aufsichtsratssitzung am Freitag mit. Pikantes Detail am Rande: Schubert war ein wichtiges Mosaikstein im Audi-Gefüge ehe Wortmann kam – er verließ Audi nach Unstimmigkeiten mit ihr. Und heuerte bei Porsche an. Mit der neuen Döllner-Entscheidung schließt sich der Kreis im Konzern Porsche-Vertrauensleute einzusetzen.

Wortmann gehe „auf eigenen Wunsch“

Schubert hatte eben bereits 20 Jahre für Audi gearbeitet, zuletzt als Vertriebschef für China unter Wortmann, ehe er 2021 als Europa-Chef zu Porsche wechselte. „Zu den vier Ringen zurückzukehren - das fühlt sich für mich an wie nach Hause kommen“, sagte er.

Audi-Aufsichtsratschef Manfred Döss sagte, Schubert bringe „mit seiner internationalen Erfahrung genau die Fähigkeiten mit, die Audi jetzt braucht, um die komplexen Herausforderungen in den Märkten weltweit zu meistern“.

Schubert ersetzt Wortmann auch in der Erweiterten Konzernleitung von Volkswagen. Sie war bei ihrem Amtsantritt vor fünf Jahren die erste Frau im Audi-Vorstand. Damals war sie vom Erzrivalen BMW gekommen. Wortmann gehe auf eigenen Wunsch und im besten Einvernehmen, erklärte Audi. Sie habe den Vertrieb der Marke und des ganzen Konzerns „maßgeblich vorangebracht und entscheidend geprägt“.

Das Gesicht Audis

Wortmann galt als entschlossen und tough, sie baute sich als Social-Media-Figur auf und wurde zum Gesicht Audis – die Verkaufszahlen konnte sie aber zuletzt auch nicht mehr kaschieren. Die Umsatzrendite ist im Sinkflug und erreicht nicht die hoch gesteckten Döllner-Erwartungen – man verkauft aktuell offenbar weniger Autos als im letzten Jahr. Die Elektro-Strategie geht noch nicht auf, viele Modelle kommen noch nicht bei den Kunden an. Eine Reihe von Spitzenkräften hat Audi schon vor Wortmann verlassen, darunter: Designchef Marc Lichte, Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann.