Früher als erwartet nimmt die Inflation in Österreich Kurs Richtung EZB-Ziel von 2 Prozent. Im August betrug die Teuerungsrate laut Schnellschätzung der Statistik Austria 2,4 Prozent, nach 2,9 Prozent im Juli und 3,0 Prozent im Juni. Es ist der niedrigste Wert seit April 2021. Nach EU-weit harmonisierter Berechnungsart (HVPI) beträgt die Jahresinflation im August in Österreich 2,5 Prozent.

Im Euroraum ist die Inflation im August nach Schnellschätzung von Eurostat aufgrund gesunkener Energiepreise deutlich auf 2,2 Prozent gesunken, nach 2,6 Prozent im Juli. Ein wichtiger Inflationstreiber ist die Preisentwicklung bei den Dienstleistungen.

Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas
Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas © APA / Georg Hochmuth

Auch in Österreich wirkten „vor allem Treibstoffe, aber auch Heizöl, im Gegensatz zu den Vormonaten nicht mehr preistreibend, sondern im Jahresvergleich merklich preisdämpfend“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Die Preise für Benzin, Diesel und Heizöl  seien gegenüber Juli um vier bis fünf Prozent und im Vergleich zu August 2023 um acht Prozent gesunken, erklärt Josef Baumgartner, Inflationsexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo). Das allein dämpfe die August-Inflation um 0,4 bis 0,5 Prozent und erkläre mehr oder weniger den Gesamtrückgang.

WIFO-Experte Josef Baumgartner
WIFO-Experte Josef Baumgartner © Aufreiter Georg

Dieser Effekt dürfte im September noch zunehmen, denn vor einem Jahr kletterte der Ölpreis auf ein Zwischenhoch, was sich auch an den Tankstellen niederschlug. „Dann wird der preisdämpfende Effekt sogar noch etwas stärker ausfallen“, so Baumgartner.

2,0 Prozent in Österreich Mitte 2025?

Richtung Jahresende würden die Treibstoffpreise allerdings keinen negativen Inflationsbeitrag mehr leisten. Dennoch könnte die Inflation in Österreich nun früher als erwartet die von der EZB angestrebten Marke von zwei Prozent erreichen, nämlich im Sommer 2025. Das Wifo ging in seiner Juni-Prognose noch von Jahresende 2025 aus. Mit ein Grund dafür seien auch nur mehr leicht steigende Nahrungsmittelpreise, im Juli um 0,8 Prozent.

Preistreibend mit deutlichen höheren Preissteigerungen als in der Gesamtinflation sind weiterhin touristische Dienstleistungen. Die Nachfrage lasse es zu, dass Hotellerie und Gastronomie die höheren Kosten, insbesondere markante Lohnsteigerungen, weitergeben könnten. Auch die Steigerung der indexierten Mieten liege deutlich über der Gesamtinflation.

Zinssenkung der EZB im September erwartet

Mit den neuen Inflationsdaten dürfte die erwartete zweite Zinssenkung der EZB quasi feststehen. Im größten Euro-Land Deutschland sinkt die Inflation sogar unter 2,0 Prozent, der  HVPI beträgt 2,0 Prozent und damit genau auf der EZB-Ziellinie. Das nächste Mal treffen sich die EZB-Entscheidungsträger am 12. September. Die Währungshüter um EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatten im Juni die Zinswende nach unten vollzogen, als sie den Zinssatz vom Rekordhoch von 4,50 auf 4,25 Prozent drückten.

„Nun muss die Europäische Zentralbank einschätzen, ob der Inflationsgeist auch weiterhin in der Flasche bleibt“, sagt DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Hier sei Vorsicht geboten. Ende des Jahres dürften die Inflationsraten absehbar wieder leicht steigen. „Maßvolle Zinssenkungen in diesem und im kommenden Jahr sind deshalb die beste Antwort der Währungshüter auf die Beruhigung des Inflationsumfeldes“, erklärt Kater.