Auf den hohen Flug folgte der tiefe Fall. Nach einer Rekordnachfrage im Jahr 2022, schrumpfte der Markt für Heizkessel, die mit Biomasse betrieben werden, im Vorjahr in Österreich deutlich. Um fast 100 Millionen Euro, oder 31,7 Prozent, seien die Umsätze der Hersteller im Jahresabstand gesunken, schreibt das Marktforschungsunternehmen Branchenradar.
Zu tun habe das mit gewisser politischer Volatilität. So hätte etwa die zunächst angekündigte – und erst später wieder gelockerte – Tauschverpflichtung für fossile Geräte den Markt in die Höhe getrieben. 2022 kam es laut Branchenradar deswegen gar zu einem „unerwarteten Boom bei mit Holz befeuerten Heizkesseln“. Im Jahr darauf folgte Zurückhaltung, die wiederum von einer weiteren Ankündigung befeuert wurde. Nämlich jener, dass es 2024 noch attraktivere Förderungen für die Investition in Biomasse-Kessel geben soll. Alles in allem also ein durchwegs turbulentes Marktumfeld.
Überhitzung und eine Lücke
„Uns geht es besser als erwartet“, erzählt indes Helmut Matschnig, Geschäftsführer des steirischen Biomasse-Pioniers KWB, mit Blick auf das abgeschlossene Geschäftsjahr. Aktuell falle die Einschätzung gar noch positiver aus, hätte man in den letzten Monaten doch wieder „starkes Wachstum im Vergleich mit dem Vorjahr“ registriert. 2022 hätte der Markt jedenfalls „überhitzt“, sagt Matschnig – 2023 führte dieser „Vorzieheffekt“ dann zur Lücke.
In seiner mittlerweile 30-jährigen Unternehmensgeschichte macht der Betrieb aus St. Margarethen an der Raab bereits unterschiedlichste Höhen und Tiefen mit. Nach einer Krise, der Umstrukturierung und dem Einstieg von Investor Daniell Peter Porsche 2016, verzeichnet die KWB einen stabilen Wachstumskurs. Um dem Wachstum begegnen zu können, wurden von 2020 bis 2022 gar 23 Millionen Euro in den Ausbau von Produktion und Forschung investiert.
„Die Differenzierung macht sich jetzt bezahlt“, erklärt Matschnig heute mit Blick auf das doch recht stark erweiterte Portfolio. Zwar ist die Biomasse-Heizung, KWB gilt hier seit geraumer Zeit als globaler technologischer Marktführer, weiterhin Herzstück des Angebots, mittlerweile reicht die Palette aber tatsächlich viel weiter. Angeboten wird von den Oststeirern auch Solarthermie, Photovoltaik, ein Kaminsystem, Wechselrichter, Batteriespeicher, eine Kombi-Wärmepumpe oder das passende Lager- und Fördersystem. „Wir wollen Strom und Wärme perfekt kombinieren“, schildert Helmut Matschnig.
In Summe sehe man sich zunehmend als Komplettanbieter, der dem Kunden „ein Energiesystem aus einer Hand“ offerieren kann. Zusammenlaufen sollen all diese unterschiedlichen Technologien ab sofort in der App Clee. Eine „intelligente Energiemanagement-Anwendung“, die Energieerzeuger steuert und koordiniert, wie der KWB-Chef erklärt. Verkürzt ausgedrückt: Der Kessel wird nur dann angesteuert, wenn die Sonne nicht scheint. Fünf Jahre lange tüftelten die Oststeirer gemeinsam mit der TU Graz an der Entwicklung.
Blick auf den deutschen Markt
Reüssieren will man mit der smarten Technologie zunächst primär im deutschsprachigen Raum. „Deutschland wird diesbezüglich unser größter Markt werden“, sagt Matschnig. Auch, weil sich dort, durch den realisierten und geplanten Ausstieg von Atom- und Kohlestrom, eine besonders bewegliche Energiesituation wiederfindet. Österreich indes habe laut Helmut Matschnig „stabilere Energienetze und einen gesünderen Energiemix“.