Der Tourismusforscher Andreas Reiter sieht auch auf Österreich Eintrittsgebühren für Hotspots des Massentourismus zukommen. „Ja, das wird auch bei uns flächendeckend ausgerollt werden, davon bin ich absolut überzeugt“, so Reiter in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. „In all den touristisch hochfrequentierten Orten wird man das über kurz oder lang machen.“

„Nicht die smarteste Möglichkeit“

Auch Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler ist überzeugt, das Phänomen des „Overtourism“ sei „weder im Interesse der einheimischen Bevölkerung noch der Gäste“. Eintrittsgebühren sieht sie aber skeptisch. Es gebe mittlerweile „zahlreiche Strategien, um Besuchermanagement professionell und ausbalanciert für Menschen, Natur und Regionen zu gestalten“, erklärt die ÖVP-Politikerin. Eintrittsgelder wie in Venedig seien zwar eine Möglichkeit, „eine Art Befreiungsschlag“. Sie sieht diese Option jedoch kritisch, diese funktioniere „bei genauer Betrachtung offensichtlich nicht wirklich so, wie man es sich erhofft hat.“ Die Nutzung des öffentlichen Raums mittels Eintrittsgeldern zu managen sei „nicht die smarteste aller Möglichkeiten“.

Susanne Kraus Winkler | Susanne Kraus Winkler
Susanne Kraus Winkler
| Susanne Kraus Winkler © Peter Rass

„Smart und digital“

Besucherströme könnten mit Eintrittsgeldern, Zeitslots, Anreizsystemen, veränderten Marketingstrategien oder speziellen Angeboten gelenkt werden. Langfristig sei es am zielführendsten, so Kraus-Winkler, „wenn wir uns auf smarte, digitale Möglichkeiten konzentrieren, etwa durch Nutzung von anonymisierten Mobilfunkdaten oder KI-gesteuerte Echtzeitkommunikation mit den Gästen.“ Klar sei, dass es keine „One-Size-Fits-All“-Ansatz gebe, es brauche „ein Bündel an Maßnahmen, das für die jeweilige Situation vor Ort passt“.

Balance zwischen Bevölkerung und Tourismus

Verantwortlich für „Overtourism“ sei auch „ein überbordendes Wachstum im Bereich der nicht regulierten Kurzzeitvermietungsangebote“ über Plattformen wie Airbnb, ein „immens wachsendes Kreuzschifffahrtsegment und natürlich auch das Billigflugangebot“. Es brauche eine „Balance“ zwischen den Bedürfnissen der Bevölkerung und der touristischen Nachfrage. In Österreich habe sie mit der Messung der Tourismusakzeptanz einen wesentlichen Schritt gesetzt, „um solche Zustände nicht erst entstehen zu lassen“.

Dort, wo der Massentourismus bereits zu einem Problem geworden ist, etwa in Salzburg oder Hallstatt, liefen bereits viele Prozesse, um Auswüchse in den Griff zu bekommen. „Die Entscheidungsträger vor Ort können sicherlich am besten entscheiden, welche Maßnahmen greifen. Wichtig ist, dass Lösungsmodelle auch unter Einbindung der Bevölkerung, die auch stark vom Tourismus lebt, erarbeitet werden müssen.“