„Mit diesem Harvester würde dein Wald nicht mehr lange stehen“, scherzt ein Messe-Besucher im Vorbeigehen und zeigt auf eine riesige Forstmaschine. In der Praxis wird freilich behutsam vorgegangen, was sich auch anhand der Zahlen belegen lässt, die bei der gestrigen Eröffnung der 57. Internationalen Holzmesse fielen: Mit 60 Prozent Waldanteil ist Kärnten nach der Steiermark das am zweitstärksten bewaldete Bundesland.
Ausgehend von der nachhaltigen Bewirtschaftung ist die Wertschöpfungskette vom Baum mit allen Schritten bis hin zu den fertigen Endprodukten ein gewichtiger Faktor, wie von Landeshauptmann Peter Kaiser und Forstreferent Martin Gruber betont wurde: Ein Fünftel der regionalen Wertschöpfung sowie jeder achte Arbeitsplatz hängt in Kärnten mit der Holzwirtschaft zusammen.
Holzkran aus anderem Land steuerbar
Und die Branche, die mit 500 Ausstellern bis Sonntag in Klagenfurt vertreten ist, geht mit Innovationen voran: Eine Halle weiter kann man Peter Schaidt von Baljer Zembrod Maschinenbau bei der Arbeit zusehen: „Es wirkt vielleicht wie eine Simulation, aber ich steuere von hier aus einen 600 Kilometer entfernten Holzkran am Bodensee.“ Die Firma produziert Kran-Assistenzsysteme sowie Maschinen für Sägewerke. Wenige Meter weiter wird eine mobile Blockbandsäge angeworfen, während im Freigelände ein Schneidspalter Scheitholz produziert.
Doch ungetrübt ist die Stimmung nicht. „Unsere 20.000 Waldbauern stehen am Beginn der Wertschöpfungskette. Durch Unwetter und Borkenkäfer ist in Kärnten schon jeder zweite gefällt Baum Schadholz“, schildert Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Land- und Forstwirtschaftskammer. Zudem würde die EU-Renaturierungs- und -Entwaldungsverordnung viele verunsichern. Vom Generalsekretär im zuständigen Bundesministerium Johannes Abentung hieß es dazu: „Wir erhalten aus Brüssel einen Rohling, den wir in Österreich leider einbauen müssen. Gemeinsam mit Experten wollen wir Lösungen finden, die für unsere Gegebenheiten praktikabel sind.“
Per Videobotschaft fügte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig hinzu: „Wo mehr Wald nachwächst als entnommen wird, braucht es nicht mehr Bürokratie. Alle 40 Sekunden wächst in Österreich jene Kubikmenge an Holz nach, mit der ein Einfamilienhaus gebaut werden kann.“ Er verwies zudem auf den Waldfonds mit 450 Millionen Euro und die Holzinitiative mit 110 Millionen Euro. Weitere Impulse für eine Holzbauoffensive forderte Herbert Jöbstl, Obmann der Holzindustrie: „Wir sind eng an die Baukonjunktur gekoppelt und die leidet seit zwei Jahren im In- und Ausland.“
„Teils nicht mehr leistbar“
Zu denken gibt auch Matthias Granitzer, Obmann des Waldverbands Kärnten, mit Blick auf die Aufarbeitung geschädigter Waldflächen: „Das Um und Auf sind bestens ausgebildete Fachkräfte und unser duales System bietet beste Voraussetzungen dafür. Als Waldbesitzer stößt man hier mit der Eigenleistung aber an seine Grenzen und braucht Forstprofis. Es ist eine sehr kostspielige und im Gelände auch gefährliche Angelegenheit, die bei den derzeitigen Holzpreisen nicht kostendeckend möglich ist.“ Das mache die Forstwirtschaft mit den erzielten Erlösen teils nicht mehr leistbar.
In Sachen Ausbildung machte Landeshauptmann Kaiser eine Ankündigung, bevor er die Messe in fünf Sprachen – auch Delegationen aus Chile und Argentinien nehmen teil – eröffnete: An der Fachhochschule Kärnten soll ein Lehrstuhl für intelligente Holzverarbeitung eingerichtet werden. Lob kam auch von Peter Konrad, der als Bundesvorsitzender in der Wirtschaftskammer stellvertretend für alle Forstunternehmer den „Lehrbetrieb des Jahres“ auszeichnete. Der Preis ging an das Familienunternehmen Holzschlägerungen Kopf aus Vorarlberg, das acht Forsttechniker seit der Einführung des Lehrberufs ausbildete.