Spricht man über die finanzielle Ausstattung der österreichischen Start-ups, trifft man seit Jahren auf ein tendenziell wenig verändertes Bild: In der sehr frühen, konzeptionellen und oft umsatzfreien Phase der besonders findigen und wachstumsaffinen Unternehmen finden diese eine attraktive Förderlandschaft vor. Die sich auch im europäischen Vergleich keinesfalls zu verstecken braucht – im Gegenteil. Kommt es aber zu dem Punkt, an dem privates Kapital für die Expansion dringend benötigt wird, beginnt es zu stocken.

Um den Flaschenhals zu öffnen, werden seit ebenso langer Zeit mögliche Lösungen diskutiert. Eine davon, öffentlich aufgeschlagen in unterschiedlichen Benennungen, ist aktuell wieder besonders präsent: ein sogenannter Dachfonds, „Rot-Weiß-Rot-Fonds“ nennt ihn Noch-Wirtschaftsminister und Bald-Nationalbankchef Martin Kocher nun. Der Fonds soll 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro fassen, der Staat für den Rahmen sorgen. Indem er beispielsweise Garantien für eingesetztes, privates Kapital bereithält und institutionellen Investoren wie Pensionskassen oder Versicherungen das Investment ermöglicht.

2020: „In ein paar Tagen“

Eine Idee, die in der heimischen Start-up-Welt freilich auf viel Zuneigung stößt. Aber auch für gewisses Stirnrunzeln. Zu tun hat das mit anstehenden Neuwahlen und der Ankündigungspolitik vergangener Jahre.

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Schon 2020 sah sich die politische Spitze etwa knapp vor dem Durchbruch. Margarete Schramböck, damals ÖVP-Wirtschaftsministerin, ließ wissen, dass man „mit Hochdruck an einem Venture-Capital-Fund nach britischem Vorbild“ arbeite. Schon „in ein paar Tagen“ soll derlei Fonds stehen, meinte Schramböck und formulierte als Ziel „gemeinsam mit den Business Angels Unterstützung zu leisten“.

Regierungsprogramm, Seite 68

Zur Umsetzung aber kam es schlussendlich nie. Was zur Folge hat, dass die Forderung nach einem Dachfonds nach wie vor ausschließlich in den Konzepten von Start-up-Initiativen zu finden ist. Zuletzt etwa in der im Juni präsentierten „Vision 2030“ von Austrian Startups, der Jungen Wirtschaft und StartupNOW. Die Idee des Fonds: der Staat gibt einen Rahmen vor, definiert gewisse Sicherheiten und ermöglicht es so den institutionellen Anlegern, Geld in Start-ups zu investieren. Oder eben in spezialisierte Fonds, die dann ihrerseits wiederum die Beteiligungen an den Start-ups kaufen.

Orientierung soll hierbei das „dänische Modell“ liefern. Dieses schaffte es übrigens schon ins Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen. Und zwar auf Seite 68, wo vom „Ausbau der Verfügbarkeit von Wachstumskapital für Start-ups und KMUs“ und dem stärkeren Zusammenspiel mit privaten Investoren die Rede ist.

Eine häufig ventilierte Überlegung der vergangenen Jahre war übrigens auch, einen derartigen Fonds bei der ÖBAG anzusiedeln. Also bei jener Holding, in der jene Anteile gesammelt sind, die Österreich als Staat an gewissen Unternehmen hält. Einzig: ÖBAG-Chefin Edith Hlawati hält von derlei Ideen nichts. „Selbst wenn ich das Geld hätte, würde ich aus Steuerzahler-Sicht von Start-ups abraten“, zitierte sie der Kurier erst im Mai. Hlawati weiter: „Acht von zehn Start-ups scheitern. Das ist zu riskant“.