Die Preise für Flugtickets sind beim irischen Billigflieger Ryanair im Abwärtstrend, wenn auch nicht mehr so stark wie im Frühjahr. Konzernchef Michael O‘Leary gab am Dienstag in Brüssel bekannt, im Sommerquartal von Juli bis September gebe es einen Rückgang um fünf Prozent. Im Vorquartal hatte Europas größter Billigfluganbieter die Preise um 15 Prozent gesenkt, um die schwächere Nachfrage anzukurbeln.

Kein „hässliches Szenario“

Das „hässliche Szenario“ zweistelliger Rückgänge im Sommer habe sich nicht bewahrheitet, sagte O‘Leary der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Dauerproblem bleiben die Lieferschwierigkeiten des Flugzeugbauers Boeing. Auch von der neuen Führung unter Vorstandschef Kelly Ortberg und der Passagierflugzeug-Managerin Stephanie Pope sei Ryanair enttäuscht. Es hapere weiter an der Zuverlässigkeit.

„Erhebliche Produktionsprobleme“

Mit einer reinen Boeing-Flotte gehört Ryanair zu den größten Kunden des US-Flugzeugbauers, der mit Qualitäts- und Produktionsproblemen kämpft. Statt der erhofften 29 Auslieferungen von neuen 737-MAX-Flugzeugen bis zum Sommer des nächsten Jahres rechnet O‘Leary mit nur 20 bis 25. „Boeing hatte erhebliche Produktionsprobleme. Wir glauben, das kommt zu einem Ende“, sagte der Konzernchef. Ryanairs Airline-Chef Eddie Wilson sagte Reuters unterdessen in Berlin, er sei ziemlich zuversichtlich, dass Boeing die Probleme mittel- bis langfristig löse.

Streichungen in Berlin

Der irische Billigflieger Ryanair streicht ein Fünftel seines Flugangebots in Berlin wegen hoher Standortkosten. „In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte, bleibt Ryanair keine andere Wahl, als die Kapazität aufgrund dieser horrenden Flugkosten um 20 Prozent zu reduzieren“, sagte Ryanair-Chef Eddie Wilson am Dienstag in Berlin. Deshalb werde die Zahl der am BER-Airport stationierten Ryanair Flugzeuge von neun auf sieben reduziert.

Verlust von 750.000 Sitzplätzen

Dies führe zu einem Verlust von 750.000 Sitzplätzen und den sechs Strecken nach Brüssel, Kaunas, Krakau, Luxemburg, Riga und Chania auf Kreta. Ryanair werde seine Kapazitäten in andere EU-Länder mit niedrigeren Kosten verlagern - wie Italien, Polen und Spanien, hieß es.

„Steuern und Gebühren senken“

Ryanair fordert die deutsche Regierung seit längerem auf, Steuern und Gebühren für den Luftverkehr zu senken. Erst vorige Woche hatte Wilson gedroht: „Wenn diese extrem hohen Steuern nicht reduziert werden, wird Ryanair im Sommer 2025 weitere 1,5 Millionen Sitzplätze aus ihrem deutschen Angebot streichen.“ Deutschland solle die jüngste Erhöhung der Luftverkehrssteuer rückgängig machen und diese Abgabe letztlich abschaffen. Zudem sollte Deutschland die steigenden Flugsicherungsgebühren senken und die für Jänner 2025 geplante Anhebung aufschieben, erklärte die Airline.

Deutschland hinkt wegen der vergleichsweise hohen Luftverkehrskosten anderen Ländern bei der Erholung der Luftfahrt nach der Coronakrise weit hinterher. Denn auch andere Fluglinien wie Easyjet haben in der Vergangenheit ihr Flugangebot ausgedünnt.