Die wirtschaftlichen Kosten von Wetterkatastrophen werden durch den Klimawandel weiter massiv zunehmen. Das zeigen Berechnungen des Swiss Re Institute, dem weltweit zweitgrößten Rückversicherer. Bereits jetzt sorgen Überschwemmungen, tropische Wirbelstürme, Winterstürme in Europa und schwere Gewitter pro Jahr für wirtschaftliche Schäden von geschätzten 200 Milliarden US-Dollar (rund 180 Milliarden Euro). Allein die US-Wirtschaft verliere durch diese vier Wettergefahren fast 0,4 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (97 Milliarden US-Dollar). Und die Gefahrenlage verschärft sich weiter, errechnete das Swiss Re Institute. Der Rückversicherer erstellte eine Rangliste von 36 Ländern, in denen diese Wetterkatastrophen bezogen auf die Wirtschaftsleistung die größten Schäden verursachen.
Am stärksten betroffen
Mit jährlichen wirtschaftlichen Schäden von aktuell drei Prozent des BIP sind die Philippinen von den untersuchten Ländern am stärksten betroffen und weisen zugleich auch eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Gefahrenverschärfung auf, heißt es in der Studie. An zweiter Stelle finden sich die eingangs erwähnten USA mit den in absoluten Zahlen höchsten wirtschaftlichen Schäden. An dritter Stelle ist Thailand (0,36 Prozent des BIP). Bereits an vierter Stelle mit wirtschaftlichen Verlusten von 0,25 Prozent des BIP findet sich Österreich, vor China und Taiwan. 2023 betrug Österreichs gesamte Wirtschaftsleistung rund 478 Milliarden Euro. Die Summe der Schäden durch die größten Wettergefahren entsprechen demnach 1,2 Milliarden Euro. Von Schäden im Ausmaß von bereits fast einer Milliarde Euro in Österreich spricht auch Christian Eltner, Generalsekretär des Versicherungsverbandes VVO.
Alle Rekorde gebrochen
Diese Schätzungen liegen wohl noch am unteren Ende möglicher wirtschaftlicher Kosten, da die Studie nicht alle Wettergefahren einbezieht, wie zum Beispiel Hitzewellen, und nur Sachschäden betrachtet werden. Da der Klimawandel zu einer Intensivierung der Wetterereignisse führt, dürfte auch das Verlustpotenzial steigen.
Schon 2023 haben die Kosten für Naturkatastrophen alle Rekorde gebrochen. Die versicherten Schäden kletterten weltweit auf mehr als 100 Milliarden US-Dollar (rund 90 Milliarden Euro). Vor allem schwere Gewitter verursachen zunehmend höhere Aufwände. Die durch massive Gewitter verursachten Schäden sind den vergangenen 30 Jahren jedes Jahr um sieben Prozent gestiegen. 2023 lagen diese mehr als doppelt so hoch wie der Schnitt der zehn Jahre zuvor.
Ursachen für hohe Schäden
Die Entwicklung hin zu Städten, die Anhäufung von Werten in katastrophengefährdeten Gebieten sowie die Inflation seien die Schlüsselfaktoren, die dazu führen, dass Extremwetter zu immer höheren Naturkatastrophenschäden führe, führt Swiss Re aus.
Ein Schritt zur Schadensbegrenzung besteht darin, durch Anpassungsmaßnahmen das Schadenspotenzial zu verringern. Dazu zählten rigorosere Bauvorschriften, die Verbesserung des Hochwasserschutzes sowie strengere Auflagen für die Besiedlung von Gebieten, die besonders anfällig für Naturkatastrophen sind. Letztlich hänge die Höhe der BIP-Verluste eines jeden Landes von solchen Anpassungs-, Schadensbegrenzungs- und Präventionsmaßnahmen ab.
Klimabedingte Schäden in Österreich
Das österreichische Wifo errechnete, dass sich klimabedingte Schäden – diese reichen von Extremwetterereignissen und Naturkatastrophen über Einschränkungen für den Tourismus, Dürre- und Gesundheitsschäden bis hin zu negativen Folgen für die Energiewirtschaft –, für das Jahr 2020 netto auf mindestens zwei Milliarden Euro summieren; sie würden bis 2030 auf mindestens 2,5 Milliarden bis 5,2 Milliarden Euro und bis 2050 auf mindestens 4,3 bis 10,8 Milliarden Euro pro Jahr steigen.
Damit einher geht laut Wifo auch eine massive Belastung der öffentlichen Hand: Diese habe bereits jetzt durch Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, „klimakontraproduktive Subventionen“ und Beiträge zur internationalen Klimafinanzierung Kosten im Ausmaß von 5,4 bis 7 Milliarden Euro pro Jahr zu stemmen. Hinzu kommen Ausgaben für klimabedingte Schäden, die kaum zu quantifizieren seien.
OECD rät zu Hochwasserversicherung
Die heimische Versicherungsbranche sieht sich in ihrer Forderung nach einer allgemeinen Versicherung gegen die Schäden von Naturkatastrophen bestätigt. Unterstützung erfährt sie durch die OECD. Diese schreibt in einer im Juli veröffentlichten Studie, dass Österreich aufgrund des Klimawandels einem hohen Hochwasserrisiko ausgesetzt ist, ein großer Teil der Bevölkerung sei davon betroffen.
Eine Ausweitung des Versicherungsschutzes sei erforderlich, um die Anfälligkeit der Haushalte und den Druck auf das Budget zu verringern. Empfohlen wird eine obligatorische und umfassende private Hochwasserversicherung, etwa durch die verpflichtende Erweiterung der Hausratsversicherung.