AMS-Chef Johannes Kopf unterstützt die von der Vorsitzenden der Alterssicherungskommission Christine Mayrhuber ins Spiel gebrachte Anhebung des Pensionsantrittsalters. Es sei „sinnvoll, was Frau Mayrhuber fordert, weil es sich nicht ausgeht“, sagte Kopf bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien. „Es wird sich viel ändern bei dem Thema, wir werden wohl länger gesund arbeiten müssen.“
Um die Pensionen im finanzierbaren Rahmen zu halten, seien „unglaubliche Anstrengungen“ nötig, sagte Mayrhuber zuletzt dem „Standard“: Geht es nach der Expertin, soll das Antrittsalter schrittweise um zwei Jahre von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. Nur so ließen sich die Kosten eindämmen, die vor allem durch die hohe Inflation unvorhergesehen gestiegen seien. Der Anstieg sollte langsam stattfinden, um vermehrte Arbeitslosigkeit oder Krankenstände zu vermeiden. Gleichzeitig spricht sich die Vorsitzende der Alterssicherungskommission und Wifo-Ökonomin dafür aus, das Antrittsalter der Korridorpension – der mit Abschlägen erkauften Frühpension – für Menschen mit langen Versicherungszeiten bei 62 Jahren zu belassen.
„Kein Grund für Alarm, aber für Reformen“
Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, und der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer, verwiesen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz auf die Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung und den Arbeitsmarkt durch die Alterung der Gesellschaft und den deutlichen Rückgang der arbeitenden Bevölkerung im Vergleich zu den über 65-Jährigen bis zum Jahr 2050. Österreich habe „ein gutes System“, man müsse „aber einiges tun, um es aufgrund dieser Herausforderungen demografie-fit zu machen“. Die Finanzierung von Leistungen im Bereich des Arbeitsmarktes und der Gesundheitsversorgung hänge unmittelbar davon ab, ob ausreichend Erwerbstätige das System erhalten.
Kopf und Wurzer plädieren dafür, dass sich die nächste Regierung mit dem Thema demografischer Wandel und sinkende Arbeitsstunden pro Kopf auseinandersetzt. „Die Augen zu schließen und zu sagen, das ist alles kein Problem und alles ist locker machbar, diese Message soll nicht rausgehen“, sagte ÖGK-Generaldirektor Wurzer. Es sei „kein Grund für Alarm, aber für Reformen“, ergänzte Kopf.
Mit einem „Bündel an Maßnahmen“ sind die Arbeitsmarkt-Herausforderungen für den AMS-Chef in den kommenden Jahren lösbar: Kopf plädierte erneut für mehr Kinderbetreuungsangebote, altersadäquates Arbeiten, bessere berufliche Integration von Geflüchteten und Migranten sowie mehr Möglichkeiten für einen rascheren Wiedereinstieg nach der Karenz. „Zur Sicherung unseres Sozialsystems und Bekämpfung des Arbeitskräftemangels in Österreich ist es notwendig, die vorhandenen Potenziale an Arbeitsfähigen künftig besser als bisher zu nutzen“, so Kopf. Die ÖGK will mit einer verstärkten Digitalisierung Versicherte besser erreichen und die Effizienz steigern sowie die Patientenströme mehr steuern. „Eine Person soll nicht zu sieben Ärzten gehen, bevor sie eine Diagnose bekommt, sondern dabei Unterstützung erhalten, sich im System zurechtzufinden“, sagte Wurzer. Deswegen baue man die Primärversorgungseinheiten und das „Case-Management“ aus.