Das neue AMA-Gütesiegel „Tierhaltung plus“ sorgt bei manchen Milchbauern für Ärger, nun wehrt sich die Agrarmarkt Austria (AMA). Immerhin würden 80 Prozent der Milchbauern nach den neuen, höheren Standards produzieren. Seit Anfang 2024 sei die dauernde Anbindehaltung von Rindern im Gütesiegel-Programm verboten. Mit „Tierhaltung plus“ werde nun ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung verbesserte Tierhaltung und bessere Gesundheit von Milchkühen gesetzt, so die AMA.
Widerstand formiert sich
Erst vorgestern kam Kritik von Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, bei einem Pressegespräch mit Vertretern von Österreichs größter Molkerei Berglandmilch. Landwirte müssten investieren, die Mehrleistungen müssten aber abgegolten werden. Hauptgrund für die Einführung höherer Tierwohlstandards ist der Druck deutscher Handelskonzerne, die diese von ihren bäuerlichen Lieferanten einfordern. Mit einem Anteil von rund 50 Prozent ist Deutschland der wichtigste Exportmarkt für die heimischen Molkereien.
Widerstand gegen die höheren Tierwohl-Auflagen kommt auch von Johann Konrad, Geschäftsführer der kammerkritischen Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ). Er kündigte eine rechtliche Prüfung der neuen Standards an. Auch Landwirtschaftskammerrat Alfred Enthofer vom Unabhängigen Bauernverband in Strass kündigte Widerstand an. Der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger konterte daraufhin: „Für den Produktionsstandort ist die neue Regelung enorm wichtig, um den Milchabsatz zu sichern.“
Kontrollen intensiviert
Zuletzt hatten zahlreiche Aufnahmen von Tierschützern, auf denen verletzte oder verwahrloste Tiere in Ställen zu sehen waren, für viel Aufregung gesorgt. Zum Teil hatte es sich dabei um von der AMA zertifizierte Betriebe gehandelt. Wie die Agrarmarkt Austria am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekanntgab, wurden die Kontrollen zuletzt intensiviert, rund 90 Prozent der kontrollierten Betriebe würden einwandfrei arbeiten - 88 Betriebe seien im Vorjahr für das Gütesiegelprogramm gesperrt worden. 2024 plant die AMA-Marketing aufgrund der Einführung des AMA-Gütesiegels „Tierhaltung plus“ insgesamt etwa 28.000 Kontrollen. Das Ziel sei langfristig jedoch nicht, die Anzahl der Kontrollen immer weiter zu erhöhen, entscheidend sei, „die Wirksamkeit der Kontrollen zu steigern“, so Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing.
Im Vorjahr war die Zahl der Visiten mit 22.400 noch deutlich niedriger. Hinzu kamen 1179 unangekündigte „Spotaudits“, bei denen die Betriebe nicht im Vorfeld über die Kontrolle informiert werden. Bei gewöhnlichen Überprüfungen würden Landwirtinnen und Landwirte in der Regel am Vorabend kontaktiert. Grund hierfür sei, dass manche Landwirte einer Nebenerwerbstätigkeit nachgehen würden und man so sicherstellen könne, dass jemand anzutreffen ist. Die Ergebnisse der beiden Kontrollarten würden sich nicht signifikant unterscheiden, so Mutenthaler-Sipek.
Personal aufgestockt
Die AMA rüstet jedenfalls personell auf. Martin Greßl übernimmt als Prokurist die Verantwortung für die Qualitätsstrategie der AMA-Qualitätsprogramme, die Geschäftsfeldentwicklung und das neu etablierte Wissens- und Innovationsmanagement entlang der Wertschöpfungskette. Georg Leitner wiederum wird die Weiterentwicklung des Kontrollsystems und des Systemmanagements verantworten.
Die Ausweitung des AMA-Gütesiegels auf Brot und Backwaren könne man ab September bei Mehl im Supermarkt beobachten, „im Laufe des nächsten Jahres“ dann auch bei sonstigen Produkten, die in diese Kategorie fallen, kündigte Greßl an. „Wir müssen die Herkunft von Brot auch mal thematisieren“, begründete er den Schritt, denn die Konsumentinnen und Konsumenten wüssten zu wenig über Brot und Gebäck, so Greßl.