Es war tatsächlich eine gute Lehrerin, die Alina Absmeier dazu animierte, Chemie zu studieren. An der Technischen Uni Wien promovierte die gebürtige Münchnerin, die im oberösterreichischen Lambach maturiert hatte, in Technischer Chemie. Kurz vor dem Doktorat dann ein weiterer Wegweiser: „Ich habe an der Veranstaltung ,Frauen in die Technik‘ im Tech Tower in Wien teilgenommen.“ Woraufhin sie von Infineon zum Job-Interview eingeladen wurde. Der Eintritt in einen Weltkonzern und eine beispiellose Karriere.
Seit 1. August ist die 45-Jährige Infineon-Produktionsleiterin in Villach und hat damit die Verantwortung nicht nur für die Produktion von rund neun Milliarden Mikrochips im Jahr, sondern auch für rund 2000 Mitarbeiter. Gerade deshalb sei der Job ihr Traumjob: „Ich habe gerne mit Menschen zu tun und ich schätze Teamarbeit. Meine Tür steht immer offen.“ Sagt Absmeier, wenngleich sie die Größe des Teams, zu dessen Aufgaben auch die Instandhaltung der Maschinen zählt, als spannende Herausforderung sieht.
Den Fertigungsprozess - er läuft im Schichtbetrieb - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr zu garantieren, sei das Wesentliche an ihrer Position. „Es gibt immer wieder Vorkommnisse, die nicht planbar sind. Da sind schnelle Entscheidungen gefragt, um Fertigungsfluss und Liefertreue aufrecht zu erhalten. Und, um manchmal auch eilige Ad hoc-Aufträge unterzubringen. Mein Herz schlägt für die Produktion. Es ist faszinierend, die ganze Welt zu beliefern.“
2000 Produkttypen
Etwa 2000 Produkttypen sind im Portfolio - allen voran Energiespar-Chips für diverse Einsatzgebiete im Auto, in Rechenzentren, LED-Beleuchtungen, medizinischen Geräten, Solar- und Windkraftanlagen. Dass die dynamische Halbleiter-Fertigung Konjunkturzyklen unterliegt, ist Teil des Geschäfts, Teil des Jobs. „Wir passen uns täglich daran an.“ Auch die enge Zusammenarbeit mit der Materialbeschaffung ist wesentlich, damit alle nötigen Rohstoffe für die Fertigung zeitgerecht zur Verfügung stehen . Es geht etwa um neue Halbleitermaterialien wie Siliziumkarbid und Galliumnitrid, die noch energieffizientere Produkte ermöglichen.
Dass sie es als Frau schwerer hatte, Karriere zu machen, kann und will Absmeier nicht bestätigen. Wohl aber sagt sie: „Um Karriere zu machen, sollte man wissen, was man will. Und nicht darauf warten, gefragt zu werden.“ Und sie verrät: „Ich bin einem männlichen Kollegen dankbar, dass er mich ermutigt hat, mich für eine erste Führungsposition zu bewerben. Ich bin froh, seinen Rat angenommen zu haben.“ Frauennetzwerke sind ihr wichtig: „Aber Männer gehören einbezogen. Es geht um die verschiedenen Perspektiven.“