Weniger Touristen im Mai und Juni drückten auch die Umsätze der Geschäfte. Das ist ein Teil der Erklärung, warum die Halbjahresbilanz im Kärntner Handel negativ ausfällt. „Bei uns ist die Branche stark vom Tourismus abhängig“, sagt Nikolaus Gstättner, Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer. „Und die Konjunkturzahlen zeigen, das wir noch schlechter liegen als Österreich insgesamt.“ Im ersten Halbjahr wird im Handel ein reales, also preisbereinigtes Umsatzminus von 3,2 Prozent (Österreich: -1,5 %) verzeichnet. Damit gingen die Nettoumsätze in Kärnten um rund 90 Millionen Euro auf in Summe knapp 6,5 Milliarden Euro zurück.

Wie schon im Vorjahr sind auch die Beschäftigungszahlen rückläufig: 32.023 Arbeitsplätze hängen am Handel (- 1,3 %). Zuwächse in der Kfz-Wirtschaft können hier die Rückgänge in allen Branchen des Einzelhandels sowie im Großhandel nicht ausgleichen. Gleichzeitig stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auch die Zahl der Arbeitslosen weiter an: Das Plus von 9 Prozent bedeutet einen Anstieg der als arbeitslos Gemeldeten um 208 auf 2525 Personen, wobei rund zwei Drittel auf den Einzelhandel entfallen. In der Insolvenzstatistik liegt der Handel mittlerweile vor Beherbergung und Gastronomie sowie dem Bau. Von Jänner bis Juni 2024 waren es laut dem AKV 41 Insolvenzen.

Die Zuversicht aus dem Frühjahr für eine Trendwende ist damit dahin: „Die erwartete Konsumfreude ist, anders als erwartet, nicht eingetreten“, sagt Gstättner. Spartenobmann Raimund Haberl fügt hinzu: „Damit hat sich in acht Quartalen in Folge ein reales Umsatzminus fortgeschrieben.“ Hoffen lassen hingegen vielversprechende Tourismuszahlen für Juli und August.

Nicht alle Umsätze sinken

Für das Einkaufszentrum Atrio bestätigt Center-Manager Richard Oswald: „Wir sind durchaus zufrieden mit der Frequenz. Zurzeit kommen viele Urlauber.“ Trotz der Pleiten in der Modebranche, sei es der Leasingabteilung gelungen, wieder alle Flächen zu vergeben: „Die Geschäftsflächen von Pepco hat sich unser Ankermieter New Yorker geschnappt, der gerade den Umbau finalisiert.“ Um Nachbesetzungen ist auch Branchenkollege Ernst Hofbauer von den City Arkaden bemüht: „Die Insolvenzen im Textileinzelhandel haben auch uns getroffen. Es gibt noch Leerstände, aber wir haben bereits Lösungen gefunden.“ Gesamtgesehen würden sich die Umsätze wieder im Aufwärtstrend befinden.

Positive Rückmeldungen kommen von der Möbelkette Rutar: „Wir liegen mit dem heurigen Ergebnis im Plan und deutlich über dem Vorjahr. Auch im Küchenbereich gibt es Zuwächse“, sagt Josef Rutar, der das Unternehmen mit Sohn Gregor Rutar führt. In der Branchengruppe gemeinsam mit Elektro und Heimwerkerbedarf beträgt das Plus beim Absatzvolumen 1,6 Prozent. Die stärksten Rückgänge listet die Halbjahres-Statistik in den Bereiche Uhren und Schmuck (-7 %) sowie Drogerien und Apotheken bzw. Zeitungen und Bücher (- 4,2 bzw. -4,1 %) auf.

Mit Blick auf die Herbstlohnrunde sehen die Handelsvertreter nach zuvor zwei hohen Lohnabschlüssen und ob der steigenden Kosten große Herausforderungen auf die Betriebe zukommen. Für Handelsforscher Peter Voithofer ist Krisenstimmung dennoch fehl am Platz: „Wir haben trotz allem ein gutes Ausgangsniveau, nur die Dynamik fehlt.“ Die Hoffnung liege auf dem zweiten Halbjahr.