Die Situation im steirischen Handel ist ein Abbild der gesamtösterreichischen. Die Branche kämpft mit Umsatzeinbußen bei weiterhin steigenden Kosten. Konkret erwirtschaftete die Sparte in der Steiermark heuer im ersten Halbjahr 17,8 Milliarden Euro Umsatz, das entspricht nominell im Vergleich zum Vorjahr einem Minus von 2,7 Prozent, preisbereinigt sind es sogar 2,8 Prozent minus. „Die Konjunktur ist im ersten Halbjahr 2024 sehr durchwachsen. Der Großhandel steckt in der Krise, der Aufwärtstrend in der Kfz-Wirtschaft hält allerdings weiter an“, berichtete Spartenobmann Gerhard Wohlmuth anlässlich der Präsentation der Halbjahresbilanz. Allerdings schwäche sich auch der Preisauftrieb weiter ab: „Die Einzelhandelspreise wirken inflationsdämpfend.“

Schmuck im Plus, Onlinehandel im Minus

Der Blick auf die Einzelhandelsbranchen zeigt eine große Bandbreite: Der Uhren- und Schmuckhandel weist mit einem Plus von 8,2 Prozent das mit Abstand größte nominelle Umsatzwachstum auf. In diesem Bereich gab es allerdings auch starke Preissteigerungen schon im Einkauf der Händler – „und man sieht eine gewisse Normalisierung, weil die Branche in den vergangenen Jahren stark unter Druck stand“, wie Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft berichtete. Überdurchschnittlich gut entwickelten sich beim nominellen Umsatz im Einzelhandel neben Uhren- und Schmuckhandel auch Blumen (plus 3 Prozent), Lebensmittel (plus 2,6 Prozent), Zeitungen und Bücher (2,4 Prozent) und Spiel und Sport (2 Prozent). Das stärkste Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr fuhr der Onlinehandel ein (minus 2,5 Prozent), auch Textilien, Bekleidung und Schuhe sowie Drogerien und Apotheken verzeichneten einen Rückgang.

Bei der realen Konjunkturentwicklung bzw. beim Absatzvolumen im steirischen Einzelhandel erzielt der Bereich Spiel/Sport mit 1,3 Prozent das höchste Plus, Drogerien/Apotheken hingegen das größte Minus (5,8 Prozent).

Arbeitsmarkt

Die schwächelnde konjunkturelle Entwicklung wirkt sich freilich auch auf den Arbeitsmarkt aus. Insgesamt ist die Beschäftigung im steirischen Handel (trotz Personalaufstockung in Großhandel und Kfz-Wirtschaft) weiter rückläufig: konkret sind es minus 0,8 Prozent. Im Einzelhandel gab es nur bei Uhren und Schmuck (5,2 Prozent) und im Blumenhandel (0-4 Prozent) ein Beschäftigungsplus, wie Wohlmuth betont. In Summe sind aktuell rund 73.500 Personen unselbstständig im Handel beschäftigt. Entsprechend stark stieg die Zahl der Arbeitslosen im Handel an: um 13,8 Prozent auf 4500 Personen. Besonders deutlich war der Anstieg im Einzelhandel mit einem Plus von 16,8 Prozent. Konkret sind hier um 433 Personen mehr arbeitslos als im Vorjahr. Wohlmuth fügt allerdings hinzu: „Etwa 1900 Jobs konnten heuer im steirischen Handel von Jänner bis Juni nicht besetzt werden.“ Das sei ein Auftrag an die Politik: „Wir brauchen deutlich mehr Leistungsanreize, Arbeit muss sich für die Menschen wieder lohnen.“

Welche Schlüsse man aus diesen Zahlen ziehen kann? „Eine Krisenstimmung ist fehl am Platz, wir haben trotz allem ein gutes Ausgangsniveau, nur die Dynamik fehlt“, sind sich Wohlmuth und Voithofer sicher. Speziell der Einzelhandel sei auf jeden Fall mit starkem Gegenwind konfrontiert. Auch wenn das WIFO für 2024 nur mehr mit einer stagnierenden Gesamtwirtschaft rechnet und die Konsumfreude hierzulande mäßig ist, liegt die Hoffnung doch, wie der Spartenobmann betont, auf dem zweiten Halbjahr 2024 – schließlich kommt noch Weihnachten.