Im Juni war klar: Die in Wien ansässige Addiko-Bank, hervorgegangen aus den früheren Balkanbanken der Kärntner Hypo-Alpe-Adria, könnte mit der slowenischen Bankengruppe NLB (Nova Ljubljanska Banka) einen neuen Mehrheitseigentümer bekommen. Gegenüber der Kleinen Zeitung sprach Archibald Kremser, Finanzvorstand der slowenischen Bank, davon, dass man bereit sei, 100 Prozent der Bank zu übernehmen. Nicht kaufen wollte man indes unter der Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent. Bis 16. August lief das, von 20 auf 22 Euro je Aktie, aufgebesserte Angebot an die Addiko-Aktionäre.
Nun ist aber gewiss: Der Übernahmeversuch scheiterte. Das gab die NLB heute, Dienstag, bekannt. Und zwar recht deutlich. Von den für die 75 Prozent notwendigen 14,6 Millionen Annahmeerklärungen der Aktionäre schaffte die Bank mit etwas mehr als sieben Millionen nur knapp die Hälfte. „Die Abwicklung des Angebots findet daher nicht statt und das Angebot wird gemäß § 3 Abs 3 Übernahmegesetz nicht verlängert“, teilte die NLB am Dienstagabend mit.
Ein „mutloses“ Angebot?
„NLB scheitert an sich selbst“, kommentiert Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbands für Anleger, das Ergebnis. „Das Angebot war mutlos, jetzt kommt die Quittung mit nur 36,39 Prozent angebotenen Aktien von angestrebten 75 Prozent: Es war einerseits nicht attraktiv genug, um wirtschaftlich zu überzeugen, andererseits wollte NLB auch nicht mit anderen Minderheitsaktionären in den Ring“, ergänzte Beckermann.
„Respektieren Aktionäre“
„Wir verstehen und respektieren, dass nicht alle Aktionäre das Angebot angenommen haben, obwohl wir weiterhin davon überzeugt sind, dass viele strategische Vorteile der möglichen Verbindung der beiden Gruppen unverändert bestehen bleiben“, kommentierte NLB-CEO Blaž Brodnjak. NLB bleibe der weiteren Umsetzung ihrer Geschäftsstrategie, „einschließlich möglicher anderer Übernahmemöglichkeiten, verpflichtet“, fügte er hinzu.
Schwelle als Hürde
Dass selbst die Mindestannahmeschwelle eine Hürde darstellte, war von vornherein klar: Schließlich macht der Streubesitz der Addiko Bank nur 49,2 Prozent aus. Zu den größten Aktionären gehören die serbischen Unternehmen Alta Pay und Diplomat Pay, die zusammen 19,62 Prozent der Addiko Bank halten.
NLB: 2,9 Millionen Kunden
NLB ist zusammen mit seinen Tochtergesellschaften und verbundenen Unternehmen (“NLB-Gruppe“) die größte Banken- und Finanzgruppe in Slowenien und die größte Finanzgruppe mit Hauptsitz in der Region Südosteuropa. Zum 30. Juni 2024 verfügt die NLB-Gruppe laut eigenen Angaben über 408 Filialen und 2,9 Millionen aktive Kunden.
Neben ihrer Präsenz in Slowenien unterhält die NLB derzeit Bankgeschäfte in fünf weiteren Ländern – nämlich in Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Serbien. Fast 40 Prozent der Vermögenswerte der NLB beziehen sich auf ihre Geschäftstätigkeit außerhalb Sloweniens.