Auf der einen Seite der Geschichte finden sich Institutionen wie das David Game College in London. Die britische Sekundarschule wirbt zurzeit betont offensiv mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). ChatGPT, der wohl bekannteste KI-Chatbot, & Co fungieren dabei gewissermaßen als Nachhilfelehrkräfte. „Das KI-gestützte Lernen soll unsere Schüler dabei unterstützen, in ihrem eigenen Tempo zu lernen, anstatt sich immer nur darauf konzentrieren zu müssen, mit der Klasse Schritt zu halten“, heißt es vonseiten der Schulleitung. 20 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren werden von den KI-Tools ein Jahr lang auf die Prüfungen in Mathematik oder Biologie vorbereitet.
Auf der anderen Seite der Geschichte finden sich einige jüngere Umfragen, die deutlich auf Gefahren abzielen, die KI-Anwendungen mit sich bringen könnten. So würden laut dem Forschungsunternehmen Arize AI die 500 umsatzstärksten US-Unternehmen (“Fortune 500“) die neue Technologie tendenziell kritisch bewerten. Mehr als zwei Drittel der Betriebe hätten in ihren jüngsten Jahresberichten generative KI – also KI-Tools, die selbst Texte, Bilder oder Videos erzeugen – nämlich im Kontext von möglichen Risiken erwähnt.
50.000 Seiten ChatGPT
An der Grazer Karl-Franzens-Universität zeigt man sich indes überzeugt, dass der Einsatz von KI-Tools sinnvoll ist. So implementierte man etwa, wie berichtet, „uniGPT“. Der Chatbot wurde in Zusammenarbeit zwischen der IT-Abteilung und dem KI-Forschungszentrum IDea_Lab entwickelt und Anfang Mai allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Auf österreichischer Hochschulebene sieht man sich an der KF-Uni diesbezüglich in der Vorreiterrolle.
Wie aber wird die Technologie nach fast vier Monaten angenommen? An der Uni zeigt man sich sehr zufrieden. Verwiesen wird auf „Nutzungszahlen“, die den „erfolgreichen Start von uniGPT unterstreichen“.
In den ersten Wochen nutzten „über 1000 Bedienstete das Tool. Insgesamt wurden mehr als 28 Millionen sogenannte ‚Tokens‘ in uniGPT eingegeben und verarbeitet, dies entspricht etwa 21 Millionen Worten“, heißt es von Markus Fallenböck, Vizerektor und zuständig für Personal und Digitalisierung. „Würde man alle von den Bediensteten eingegebenen und vom Chatbot produzierten Texte ausdrucken, ergäbe dies über 50.000 Seiten.“
Wofür das Tool verwendet wird? „Formulieren von E-Mails, Zusammenfassen von Dokumenten und Planen von Veranstaltungen oder ausgestalten von Projektplänen“, führt die Universität als Beispiele an. Parallel zum Chatbot stehen den Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern Schulungsunterlagen zur Verfügung. Thematisiert werden dort auch ethische Fragen rund um das Thema KI.
Grazer KI-Kongress
Den eigenen Fokus auf KI will die Universität aber nicht nur nach innen sichtbar machen. Mit dem am 9. und 10. Oktober erstmals stattfindenden Kongress „Technology Impact Summit (TIS)“ wolle man die „positive Übersetzung von technologischen Innovationen in Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung vorantreiben“, wie es von Markus Fallenböck heißt. Außerdem soll der „Technologiestandort Graz noch sichtbarer werden“. Organisiert wird die Veranstaltung gemeinsam mit der Technischen Universität Graz, der FH Joanneum und Joanneum Research. Der Titel, freilich betont optimistisch: „KI: Jetzt die Zukunft gestalten!“