Mehr als die Hälfte der jungen Beschäftigten arbeitet unter atypischen Bedingungen, wie der aktuelle „Arbeitsklima Index“ zeigt. Sie haben also einen befristeten Arbeitsvertrag, sind über eine Leiharbeitsfirma angestellt, arbeiten Teilzeit oder gar nur geringfügig. Und ihre Zahl steigt: 2019 arbeiteten 55 Prozent der jungen Berufstätigen atypisch, mittlerweile sind es schon 58 Prozent.
Die Arbeitskräfteerhebung (ÖSTAT) ergab, dass 18 Prozent der 15- bis 25-Jährigen, die nicht in einer Lehrausbildung sind, ein befristetes Arbeitsverhältnis haben. Das sind fast viermal so viele wie bei Beschäftigten über 25 Jahren. „Besonders junge Beschäftigte brauchen mehr Sicherheit in ihrem Arbeitsleben. Deshalb müssen strengere Regeln bei der Arbeitskräfteüberlassung für unter 18-Jährige eingeführt werden“, sagt Andreas Stangl, Präsident der Arbeiterkammer Österreich, die die alljährliche Erhebung mit den Forschungsinstituten Ifes und Foresight durchführt.
Stärker belastet und unzufriedener
Die Zufriedenheit mit dem Leben hat bei jungen Beschäftigten in den letzten Jahren deutlich abgenommen. 2019 gaben noch gut neun von zehn Befragten an, dass sie mit ihrem Leben zufrieden sind. Im Vorjahr waren es nur noch gut sieben von zehn. Auch die Zufriedenheit mit der Beziehung zu den Kollegen im Betrieb ist von 85 Prozent auf 68 Prozent zurückgegangen. Damit einher geht auch ein Rückgang bei der Berufszufriedenheit von über 20 Prozentpunkten auf 60 Prozent. Heute sagen nur noch knapp 50 Prozent der jungen Arbeitnehmer, dass sie noch einmal in ihrem jetzigen Betrieb zu arbeiten anfangen würden, 2019 waren es fast drei Viertel. „Bei den Erwachsenen ist die Arbeitszufriedenheit auch gesunken, aber nicht so stark wie bei den Jungen“, sagt Sozialforscher Daniel Schönherr. Ein Viertel wolle den Job wechseln.
Auch das Auslangen mit dem Einkommen wird für junge Beschäftigte immer schwieriger. 28 Prozent können es sich nicht leisten, in den Urlaub zu fahren und 16 Prozent haben Sorge, dass sie sich in einem halben Jahr die Miete nicht mehr leisten können. So ist auch die Zahl derjenigen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, in den vergangenen Jahren gestiegen. Vor der Pandemie kamen sechs von zehn Beschäftigten ohne finanzielle Unterstützung über die Runden. Heute sind es 60 Prozent, die Hilfe brauchen.
Folgen für die Psyche
Alarmierend ist auch ein Blick auf die psychische Gesundheit der jungen Beschäftigten. 57 Prozent geben an, dass es ihnen schwerfällt, nach Dienstschluss abschalten zu können. Vor fünf Jahren betraf dies weniger als ein Drittel. Immer mehr Junge fühlen sich außerdem gereizt, klagen über Depressivität und haben ein Gefühl der Arbeitsunlust, das sich nicht abschütteln lässt. Ifes-Chef Reinhard Raml: „Die Jugendpsychiatrie ist voll.“
Als Reaktion fordert die AK unter anderem ein Verbot der Arbeitskräfteüberlassung und befristeter Arbeitsverhältnisse für unter 18-Jährige, sofern keine sachliche Begründung vorliegt sowie den Ausbau der psychosozialen Unterstützung für Berufsschüler.