Die Blicke der versammelten globalen Finanzwelt richten sich dieser Tage just auf den am dünnsten besiedelten US-Bundesstaat. Dort, in Wyoming, dürfte dem US-amerikanischen Notenbankchef Jerome Powell das am Donnerstag beginnende Notenbank-Symposium nämlich als Forum dienen, Signale für eine geldpolitische Lockerung zu geben. Für ein, speziell an den Märkten erhoffte, Absenken der Leitzinsen also, die in den USA bereits seit über einem Jahr im Bereich von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten werden. Eine Entscheidung, mit der die Fed das Wirtschaftswachstum bremsen und die Inflation weiter senken will.

Mittlerweile änderte sich die wirtschaftliche Großwetterlage – in Großbritannien oder vonseiten der Europäischen Zentralbank wurde die Zinswende realisiert. In den USA soll die Senkung, deren Größe und Tempo noch völlig fraglich sind, am Tag des nächsten Zinsentscheids beschlossen werden, dem 18. September. Vom Tag X, dem „D-Day“, ist die Rede. Gewissheit erhoffen sich die Märkte aber eben schon von der Powell-Rede am Freitag. „Jackson Hole wird für die Börsen ein Schlüsselereignis sein“, sagt deswegen Zinsexperte Mark Cabana von der Bank of America mit dem Verweis auf die Tagungsregion des gewichtigen Treffens.

Viel Bewegung an den Börsen

Wie volatil die Lage an den Finanzmärkten mittlerweile ist, zeigte sich erst Anfang August eindrucksvoll. Nach der Bekanntgabe schwacher US-Arbeitsmarktdaten, hie und da übereifrig als Vorzeichen einer anstehenden Rezession interpretiert, brach an den globalen Finanzplätzen helle Panik aus. Bei Anlegern nahm die Sorge überhand, dass die US-Notenbank ihre straffe Linie zu lange beibehalten hätte. Manch ein Index verzeichnete in Folge den größten Punkteabsturz binnen eines Handelstages seiner Geschichte.

Jüngste Konjunkturdaten, darunter positive Nachrichten vom US-Einzelhandel, drängten diese Spekulationen jedoch rasch zurück. Plötzlich kam es zu einer ebenso bemerkenswert rasanten Erholung, von einer „irren Wendung“ sprachen Analysten gar. Tatsächlich holten die Börsen in nur zwei Wochen den Großteil ihrer Verluste von Anfang August wieder auf. Der deutsche Aktienindex DAX verlor von 31. Juli bis 5. August von 18.500 auf 17.339 Punkte. Bereits am vergangenen Freitag kletterte er wieder auf über 18.300 Punkte, auch am Montag ging es leicht nach oben. Ähnlich bewegten sich in den letzten Tagen der Dow Jones in den USA oder der Wiener Leitindex ATX, der nur noch knapp unter dem Wert von Ende Juli notiert.

Die Rezessionssorgen werden an den Finanzplätzen also mittlerweile wieder von der Hoffnung auf eine sanfte Landung abgelöst. Sprich: Die USA, immerhin weltgrößte Volkswirtschaft, schmiere auch in Zeiten einer langen Hochzinsphase nicht ab, sondern bremse sich lediglich ein wenig ein.

Überhastete Übertreibungen

Als Börsianer habe er gelernt, „dass es an den Weltbörsen schnell hin und her gehen kann“. Vor allem „Übertreibungen nach unten verlaufen in der Regel rasend schnell“, schreibt dazu der erfahrene Kapitalmarktexperte Josef Obergantschnig in seiner Kolumne vom Börsenparkett für die Kleine Zeitung. So sei bereits wenige Tage nach dem „scheinbaren Weltuntergang“ und dem historischen 12-prozentigen Minus des japanischen Indexes Nikkei am 5. August die Stimmung „wieder deutlich entspannter“ gewesen, wie Obergantschnig schreibt.

Börsianer Josef Obergantschnig
Börsianer Josef Obergantschnig © KK

Auch er konstatiert, dass die globale Investorenlandschaft nun „mit Argusaugen“ auf die Entwicklungen in den USA blicke. Positiv stimmt Josef Obergantschnig übrigens, „dass US-Wahljahre historisch betrachtet oft gute Börsenjahre waren“. 

Eine Lehre, die der Börsianer aus den letzten Wochen zog? „Ich bezweifle, dass man mit Market-Timing langfristig wirklich viel Geld verdienen kann“, meint Obergantschig. Erfolgreiche Investoren hätten eine klare Strategie und würden diese „in allen Marktphasen konsequent durchziehen“. Reiche der Anlagehorizont weit in die Zukunft, „wird der ‚Schwarze Montag 2024‘ am Ende des Tages vermutlich nur eine Randnotiz sein“.