Anfang des Monats herrschte helle Panik an den Finanzplätzen rund um den Globus, denn schwache Arbeitsmarktdaten in den USA befeuerten die Angst vor einer Rezession. Die Furcht hat sich mittlerweile gelegt, das zeigen die jüngsten, teils spektakulären Entwicklungen an den Börsen.

Längste Gewinnserie seit Jahren

So mancher Analyst spricht sogar von einer „irren Wendung“. In nur zwei Wochen holten die Börsen den Großteil ihrer Verluste von Anfang August wieder auf. Der deutsche Aktienindex DAX verlor von 31. Juli bis 5. August von 18.500 auf 17.339 Punkte. Am Freitag (16. August) kletterte er wieder auf über 18.300 Punkte. Der deutsche Leitindex legt mit neun Tagen in Folge die längste Gewinnserie seit fünf Jahren hin. Der Wiener ATX schloss nach einer Woche im Plus am Freitag mit leichten Abgaben, gegenüber Ende Juli liegt der ATX noch mit rund 100 Punkten im Minus (bei 3619 Punkten).

Fünf Prozent im Plus

Der US-Börsenindex Dow Jones knackte mit 40.518 Punkten bereits fast wieder den Stand von 31. Juli (40.842 Punkte), nachdem er am Montag, 5. August, auf 38.703 Punkte absackte. Auch dem für das Börsenbeben taktgebenden jähen Kurssturz der Tokioter Börse folgte ein unerwartet rascher Aufschwung. Der Nikkei 225 verlor zwar mehr als 7500 Punkte, holte aber bereits wieder 6500 Punkte auf. Auch wenn der Freitag an der Wall Street nach sechs Handelstagen mit Kursgewinnen in Folge von Gewinnmitnahmen geprägt war, notierten die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 im Vergleich zur Vorwoche fünf Prozent im Plus.

Robuste Daten

Ausschlaggebend dafür sind robuste Konjunktur-, Einzelhandels- und Arbeitsmarktdaten in den USA, die darauf hindeuten, dass die US-Notenbank den Leitzins im September senken wird. Die weltgrößte Volkswirtschaft zeigt sich in besserer Verfassung als gedacht, erklären Analysten, die inzwischen mit einer „sanften Landung“ nach der langen Hochzinsphase rechnen.  Und keinem Absturz in die Rezession.

„D-Day“ in Wyoming

Nun richten sich alle Augen auf Jackson Hole. Das kommenden Donnerstag beginnende dreitätige Symposium der wichtigsten Notenbanker im US-Bundesstaat Wyoming könnte, wird allgemein erwartet, Fed-Chef Jerome Powell als jener Ort dienen, um Signale für eine geldpolitische Lockerung auszusenden. Der „Tag X“ wäre dann der Zinsentscheid am 18. September.

Die Märkte erwarten in Jackson Hole Signale einer anstehenden Zinssenkung, sagen Analysten. Spekulationen, dass eine außerplanmäßige Sitzung oder gar ein riesiger Zinsschritt von 0,5 Prozent nötig sein würden, um die Rezessionsängste zu vertreiben, sind verstummt. Die Rezessionssorgen in den USA scheinen bereits wieder überwunden, erwartet wird eine Senkung um den üblichen Viertelprozentpunkt.

Orientierung für den Euro

Auch für den Euro könnte Jackson Hole ein wenig Orientierung bringen.Schon im Juni wurde der Leitzins, zu dem sich Banken im Euroraum frisches Geld bei der EZB borgen können, von 4,5 auf 4,25 Prozent gesenkt. Nach einer ereignislosen Zinssitzung im Juli wird am 12. September, wenige Tage vor dem Hochamt der Zentralbanker in Wyoming, mit einer neuerlichen Senkung gerechnet.

Für die Börsen wären das gute Nachrichten: Überwundene Rezessionsängste und sinkende Inflation nähren nicht nur die Hoffnung auf sinkende Zinsen. Die Formel ist auch der Humus, auf dem Börsenphantasien gedeihen. Also alles paletti an den Börsen? Wenn die Erwartungen eintreffen, sind weitere Kursanstiege wahrscheinlich. Aber wehe, nicht. Dann könnte sich die Stimmung eintrüben und die Kurse erneut in den Rezessionskeller schicken, so wie Anfang August.