Arbeitnehmer, besonders im Dienstleitungsbereich, seien immer öfter Gewalt ausgesetzt, beklagt die Dienstleistungsgewerkschaft vida. Die Kärntner Landesvorsitzende Ursula Heitzer spricht von einer „signifikanten Zunahme physischer und psychischer Gewalt“ im Job: „Das reicht von Spucken über Kratzen und Beißen bis zu wüsten Beschimpfungen.“
Über 90 Prozent betroffen
Untersuchungen und konkretes Zahlenmaterial seien aber rar. Laut Vida-Fachexpertin Anita Ogris-Lipitsch gebe es 26 Prozent mehr Meldungen von Gewaltakten im Gesundheits- und Sozialbereich als 2019. So wurde etwa ein Kärntner Rettungssanitäter bei einem Noteinsatz von einem Patienten schwerst am Knie verletzt und fällt für Monate aus. Eine deutsche Studie zeige, dass in Notaufnahmen von Spitälern über 90 Prozent der Beschäftigten berichten, schon mit körperlicher oder verbaler Gewalt konfrontiert gewesen zu sein.
„Gewalt nimmt überall dort zu, wo es besonders intensive zwischenmenschliche Kontakte gibt“, sagt Heimo Mauczka, Landesgeschäftsführer der vida. Auch Mitarbeiter in der Gastronomie und der Bahn seien immer öfter Zielscheiben meist externer Gewalt. Die gemeldeten Vorfälle, in manchen Branchen österreichweit bereits im niedrigen dreistelligen Bereich, seien oft nur die Spitze des Eisbergs.
Gewalt von Vorgesetzten
Aber auch Vorgesetzte neigen mitunter zu Gewaltausbrüchen gegenüber Mitarbeitern, so Vida-Fachexpertin Ines Mitgutsch. Unflätige Beschimpfungen wie „Du betrügst mich, du hast einen Schuss, du ruinierst den Betrieb“, gehörten da zum schlechten Umgangston, wie die vor Journalisten abgespielte Tonaufzeichnung einer ausfällig gewordenen Gastronomin belegt. Der Exzess kostete sie 30.000 Euro.
Vida-Chefin Heitzer rät Betroffenen, grundsätzlich jeden Gewaltakt zu melden. Arbeitgeber seien zwar zunehmend sensibilisiert, vielfach hätten Betriebe das Thema aber weiter nicht am Radar. Schulungen und Präventionsmaßnahmen müssten forciert werden, fordert die vida. Die steigende Zahl an gemeldeten Gewaltakten sei auch Folge zunehmender Aufklärung, meint Mauczka: „Es ist in den Betrieben angekommen, dass nicht mehr alles geht.“