Aus großen Industriebetrieben kennt man das: Der Standort ist in Österreich, aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind international. Oft kommen 30 bis 40 verschiedene Nationalitäten unter einem Dach zusammen, was Einfluss auf die Unternehmenssprache und -kultur hat. Das Thema der Internationalität beschränkt sich schon lange nicht mehr auf die Industrie, sondern betrifft – auch aufgrund des Fachkräftemangels – immer mehr Branchen. Eine davon ist der heimische Tourismus. „Doch aktuell fehlt in einigen Hotels noch das Bewusstsein dafür, dass längst nicht mehr nur die Gäste, sondern auch die Mitarbeiter international sind“, sagt die Kärntner Unternehmensberaterin und Trainerin Maria Radinger, die selbst die Hotelfachschule besucht hat und seit 21 Jahren selbstständig ist.
Der Fokus ihrer Beratungstätigkeit liegt auf Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Südtirol und Österreich. Für beide Länder gelte, wie auch für die Schweiz, Deutschland und Kroatien, wo sie ebenfalls für Kunden aktiv ist: „Ohne Menschen aus dem Ausland müssten die Hotels zusperren, denn wir haben einen eklatanten Mitarbeitermangel in der Branche und viele Einheimische haben kein Interesse mehr, im Dienstleistungsbereich zu arbeiten.“ Doch internationale Arbeitskräfte hätten – richtig begleitet – viel zu bieten. In der Corona-Pandemie habe sich bei ihren Webinaren gezeigt, dass diese zum Beispiel in Sachen Technik aber auch bei Sprachen mitunter fitter sind als Einheimische. „Das hat auch damit zu tun, dass sie mit Verwandten in der Heimat kommunizieren“, sagt Radinger. Hoteliers können vor allem die Sprachkenntnisse der Mitarbeiter positiv hervorstreichen, indem sie diese mit Fahnenansteckern an der Uniform sichtbar machen.
Umgekehrt müsse der Arbeitgeber aber auch alles daran setzen, dass sich jemand schnell in den Betrieb integrieren kann. „Ein Schlüssel für Integration ist natürlich die Sprache“, sagt Radinger. Für ein Hotel in Österreich sei es nicht sinnvoll eine Unternehmenssprache wie Englisch zu wählen. „Natürlich wird es Deutsch sein, allerdings müssen auch die Kollegen ein Bewusstsein dafür haben, dass sie mit jemandem, der gerade die Sprache lernt, nicht im Dialekt sprechen können“, betont sie. Essentiell sei, dass die neuen Beschäftigten rasch im Zuge des Onboardings im neuen Job gut eingearbeitet werden, das Abteilungswording erlernen und möglichst gute Sprachkenntnisse erwerben, die dazu beitragen können, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen und auch kulturelle Missverständnisse auszuräumen. Oft seien die Arbeitskräfte aus dem Ausland Quereinsteiger in die Branche. Bei jemandem, der etwa aus Ghana stammt und noch nie in der gehobenen Hotellerie gearbeitet hat, könne man manches nicht voraussetzen. „Ein Beispiel ist die Bitte-nicht-stören-Karte, die der Gast an die Zimmertür hängen kann. Für jeden aus der Branche ist klar, rot heißt nicht klopfen. Das muss für einen Quereinsteiger keine Selbstverständlichkeit sein“, sagt die Trainerin.
Darüber hinaus müssen Hoteliers auch auf kulturelle Besonderheiten ihrer Mitarbeiter Rücksicht nehmen. Ein wichtiger Punkt sei das Mitarbeiteressen. Schweinefleisch für Beschäftigte, die dieses aus religiösen Gründen nicht essen, könne als Affront empfunden werden. Lebensmittelunverträglichkeiten seien zu berücksichtigen. Bei den Gästen werde das ohnehin schon gelebt. Auch die Benefits für die Angestellten seien zu hinterfragen. Denn eine Reinigungskraft aus Rumänien, werde sich wohl eher nicht im Fitnesscenter eines Fünf-Sterne-Hotels gemeinsam mit den Gästen wohlfühlen.