Weil seine öffentliche Person Richard Lugner als Unternehmer weitestgehend überstrahlte, lohnt sich ein Blick auf die berufliche Biografie, die dem Anwaltssohn ein Vermögen von geschätzten 80 Millionen Euro beschert hat – und eine nicht unbeträchtliche Schuldensumme, die er bis zu seinem Tod versucht hat, zu reduzieren.
Stundenhotel, Moschee, Tankstellen
Basis war die Baumeisterkonzession, die Lugner als 30-Jähriger 1962 erhielt und mit der er sein eigenes Unternehmen gründen konnte, die Baumeister Ing. Richard Lugner GmbH mit anfangs zwei Arbeitern und zwei Angestellten. Die Baufirma profitierte vom Bauboom der 60er-Jahre und von Lugners Strategie, sich auf die Errichtung von Tankstellen und Altbauten-Renovierungen zu spezialisieren. Sein erster Auftrag sollen Renovierungsarbeiten in einem Wiener Stundenhotel gewesen sein. Der aufkommende Revitalisierungstrend spielte Lugner in die Hände – er avancierte zeitweilig zum größten gewerblichen Bauunternehmer in Wien, revitalisierte Innenstadtpalais ebenso wie Bank- und Sparkassen-Gebäude. Mit einem Großprojekt gelang Lugner der geschäftliche Durchbruch: Vom damaligen saudischen König Faisal ibn Abd al-Aziz bekam er 1975 den Auftrag für den Bau der ersten Wiener Moschee.
Lugner City verkauft und wieder zurückgekauft
1982 eröffnete die Baufirma Lugner sogar einen Standort in Graz, das Unternehmen war auf 600 Mitarbeiter angewachsen. 1988 kaufte „Mörtel“ für damals 14 Millionen Schilling das Grundstück direkt am Gürtel im 15. Bezirk in Wien, wo er 1990 die Lugner City eröffnete. 2003 – da stand das Unternehmen kurz vor der Insolvenz – kam Lugner die Idee, das Einkaufszentrum zu verkaufen und wieder zurück zu leasen. Er übereignete es einer Volksbanken-Tochter, um es zehn Jahre später wieder zurückzukaufen und damit Grunderwerbssteuer zu sparen. Es folgte eine neuerliche Konstruktion: Die Lugner Immobilien GmbH verleast das Gebäude an die Lugner City GmbH.
Sonntagsöffnung als Menschenrecht?
Mehrfach wurde die City erweitert, 2005 auch um ein Multiplex-Kino mit elf Sälen. Mit seinem jahrelangen Bestreben, die Ladenöffnungszeiten zu erweitern und die Sonntagsöffnung zu ermöglichen, scheiterte Lugner. Obwohl er sogar den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrief – wegen Ungleichbehandlung. Auch das Rauchverbot in Lokalen zu kippen, gelang dem Nichtraucher nicht, der bis zuletzt im dritten Stock der Lugner City sein Büro hatte. Und bis zuletzt war er Geschäftsführer.
Unternehmen gehören einer Stiftung
Die Leitung der Baufirma übertrug Lugner bereits in den 1990er-Jahren schrittweise seinen Söhnen. Schon längst gehören seine Unternehmen Lugner City GmbH und Lugner Immo GmbH zu jeweils 90 Prozent der Lugner-Söhne-Stiftung, die von seinen Kindern geführt wird. Reich sein war Lugners Ziel nicht: „Erfolg ist mir wichtiger als Geld. Das Geld kommt mit dem Erfolg.“ Wiewohl er sich durchaus in Vermögens-Listen hineinreklamiert haben soll. 2014 war Richard Lugner auf der Liste der reichsten Österreicher zu finden – auf Platz 97.
Garagen, Immobilien
Er selbst hat sein Vermögen zuletzt mit 145 Millionen Euro angegeben – allein die Lugner City sei 80 Millionen Euro wert, dazu komme ein Immobilien-Vermögen im zweistelligen Millionenbereich, die Lugner Garagen sowie Darlehen an Unternehmen.
Medienberichten zufolge soll das Vermögen 80 Millionen Euro betragen. Demgegenüber sollen 40 Millionen Euro Schulden stehen, die auf Lugners Unternehmen lasten. Kredite, die in laufenden Investitionen stecken, wie „Forbes“ im Februar 2024 veröffentlichte. Er selbst wiegelte ab. „Ich zahle meine Kreditraten. Ich bin nicht der Benko. Es muss sich keiner Sorgen machen.“