Die vom russischen Überfall auf die Ukraine getriebene Aufrüstung beschert Rheinmetall weiter Rekorde. „So stark sind wir noch nie gewachsen“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger am Donnerstag. Der Umsatz des börsennotierten Unternehmens kletterte im zweiten Quartal um 49 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte um 110 Prozent auf 270 Millionen Euro zu.
Zudem stehen Aufträge in einer Höhe von rund 48,6 Milliarden Euro in den Büchern. „Auch in den kommenden Jahren erwarten wir jährliche Umsatzzuwächse in der Größenordnung von rund zwei Milliarden Euro“, unterstrich Papperger, der unter massivem Personenschutz steht.
„Das Geschäft mit den Streitkräften in Deutschland und den Partnerstaaten in EU und NATO sowie auch die Hilfe für die Ukraine treiben die positive Geschäftsentwicklung weiterhin maßgeblich“, teilte Rheinmetall mit. Der deutsche Konzern stellt sich angesichts des Rüstungsbooms auch breiter auf. In Italien hatten das Unternehmen jüngst ein Gemeinschaftsunternehmen mit der dortigen Rüstungsschmiede Leonardo gegründet, Ziel ist der Bau von Panzern.
Deutsche Staat rüstet mit auf
Nichtsdestotrotz will die deutsche Regierung das Hochlaufen der Rüstungsindustrie mit mehreren Schritten unterstützen. Bisher verhindert die sogenannte Zivilklausel, dass Maßnahmen mit militärischen Anwendungsmöglichkeiten staatlich gefördert werden. Das soll sich bald ändern. Zudem berichtete das „Handelsblatt“ von einem geplanten direkten Einstieg Deutschlands in weitere rüstungsrelevante Unternehmen und Projekte. Am Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt gibt es schon seit 2020 eine staatliche Beteiligung. Gespräche zur Beteiligung am Marinegeschäft von Thyssenkrupp laufen.
Wende für die Branche
Der russische Überfall auf die Ukraine hat für die westliche Rüstungsindustrie die Wende gebracht. Die Branche wird dringend für die Stärkung der Truppen der NATO-Staaten gebraucht. Die Ukraine muss zudem mit mehr Munition versorgt werden, in Europa sind die Lager leer. Rheinmetall ist einer der größten Munitionsproduzenten der Welt. Allein mit der Bundeswehr unterzeichnete Rheinmetall im Juni einen Rahmenvertrag, der die Lieferung von 155mm-Artilleriemunition im Wert von bis zu 8,5 Milliarden Euro umfasst.