Gemessen an den Passiva handelt es sich um die größte Insolvenz der steirischen Wirtschaftsgeschichte – das steht bereits seit dem Insovenzantrag Anfang Mai fest. Nach der ersten Berichts- und Prüfungstagsatzung waren Forderungen in der Höhe von mehr als 1,16 Milliarden Euro angemeldet, wovon lediglich 10,92 Millionen Euro anerkannt wurden. Dabei blieb es nicht. Im Vorfeld der Abstimmung über den Sanierungsplan am Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz am Donnerstagvormittag gibt der Insolvenzverwalter, der Grazer Anwalt Philipp Casper auf Anfrage der Kleinen Zeitung ein Update: „Es wurden rund 3,8 Milliarden Euro angemeldet und zwar von 290 Gläubigern.“
Zu Mittag wurde dem Sanierungsplan schließlich zugestimmt, wie Fisker sowie die Rechtsvertretung des Unternehmens, die Schönherr Rechtsanwälte GmbH, bekannt gaben. Dieser sei „in enger Abstimmung zwischen Fisker und den Gläubigerschutzverbänden, AKV, KSV, ÖVC, zustande“ gekommen. Der nun angenommene Sanierungsplan sehe eine 20-prozentige Quote für die unbesicherten Gläubiger der Fisker GmbH vor „und steht unter diversen aufschiebenden Bedingungen, welche bis 15.09.2024 erfüllt werden müssen“, wird betont. Unter anderem müsse eine Einigung mit Großgläubigern erzielt und diese von dem für Fisker US zuständigen US-amerikanischen Insolvenzgericht genehmigt werden.
Insolvenzverwalter Casper spricht von drei Bedingungen, die bis Mitte September noch zu erfüllen seien, nähere Details könne er dazu nicht nennen. Er spricht dennoch „von einem großen und wichtigen Schritt in Richtung Sanierung“ und ist überzeugt, dass dies „die bestmögliche Lösung für die Gesellschaft ist“. Neben Casper fungieren noch Georg Wielinger, Laura Wuntschek und Barbara Schmid im Team der Insolvenzverwalter in diesem – nicht nur ob der monetären Dimensionen – außerordentlich komplexen Insolvenzfall.
Die Fisker GmbH ist die in Graz ansässige Österreich-Gesellschaft des US-Elektroauto-Start-ups Fisker Inc, das auch in den USA ein Insolvenzverfahren nach „Chapter 11“ anmelden musste. Das von Henrik Fisker gegründete Unternehmen hat sein Modell „Fisker Ocean“ von Magna in Graz entwickeln und auch fertigen lassen. Die ehrgeizigen Produktionsziele wurden aber nie erreicht. Ursprünglich plante Fisker, von Magna in Graz 40.000 Autos pro Jahr produzieren zu lassen, allerdings wurden nur 10.000 gebaut.
Seit der Insolvenz wurden bei der österreichischen Tochter mehrere Teilbereiche, und zwar „Sales und Services Wien“, „Backoffice“ sowie „Qualitätssicherung und Integration“, insolvenzgerichtlich geschlossen, wodurch erhebliche Einsparungen erreicht werden konnten, hieß es im Juni seitens der Gläubigerschützer. Von den ursprünglich bei Verfahrenseröffnung beschäftigten 47 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern waren zuletzt nur noch 20 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.