Vor einem größeren Stellenabbau steht wohl der Tiroler Lebensmittelhändler MPreis. Wie viele der rund 6000 Jobs betroffen sind, war indes noch nicht klar. Die Gewerkschaft wiederum sprach gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Dienstags-Ausgabe) von 200 bis 300 Stellen. Zwei Jahre in Folge hatte MPreis rote Zahlen geschrieben und sich unter der neuen Geschäftsführung von Stefan Gros einen Restrukturierungsprozess auferlegt.
Das Familienunternehmen betreibt mehr als 300 Filialen in sechs Bundesländern sowie in Südtirol. In Kärnten und Osttirol gibt es 15 Standorte, teils als Mini-Märkte. Eine Anfrage der Kleinen Zeitung, ob auch diese von den Maßnahmen betroffen sein werden, dementierte das Unternehmen nicht: „Die aktuellen Entwicklungen betreffen MPreis Österreich. Unsere Märkte sowie unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Südtirol sind nicht Teil der aktuellen Restrukturierungsmaßnahmen“, heißt es in dem Statement.
„Zu Stellenabbau gezwungen“
Kaufzurückhaltung, hohe Energiekosten, Inflation, Kollektivvertrags-Anpassungen, oder aktuelle Rückgänge im Sommertourismus wurden als Gründe genannt, warum man reagieren müsse. „Dazu zählt leider ein aus heutiger Sicht unvermeidbarer Abbau von Stellen, zu dem wir aufgrund der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gezwungen sind“, wird argumentiert. Ziel sei, die „weitaus überwiegende Stellenanzahl zu sichern“. Man befinde sich in gutem Austausch mit den Sozialpartnern und arbeiten derzeit einen Detailplan aus, um die nächsten Schritte einzuleiten und laufend darüber zu informieren. Das AMS-Frühwarnsystem werde nach Bedarf ausgelöst. Der Stellenabbau soll aber „primär mittels natürlicher Fluktuation bzw. Abgänge“ erfolgen.
Seitens MPreis wird betont, dass 2024 keine weiteren Filialschließungen erfolgen werden. Zudem werde die Gründung eines Betriebsrates begrüßt. MPreis hatte zuletzt aufgrund der Kündigung zweier Mitarbeiter von sich reden gemacht. Diese stand laut Gewerkschaft in Zusammenhang mit der anstehenden Betriebsratsgründung, eine Klage wurde eingebracht. Das Unternehmen bestritt dies.
Kritik von GPA-Chef
GPA-Tirol-Geschäftsführer Harald Schweighofer spricht von hunderten Stellen, die abgebaut werden sollen. „Dass MPreis Beschäftigte in einer Situation kündigt, in der in den Filialen überall Personal fehlt, ist unverständlich. Die Mitarbeiter sind jetzt schon maßlos überlastet“, kritisierte er die Unternehmensführung.
Laut der Unternehmensspitze wolle man Filialen außerhalb des „Kerngebiets“ im Bundesland Tirol, nämlich „Ost-Standorte“ bzw. „weiter entfernte Filialen“, auf den Prüfstand stellen. „Evaluierungen“ würden gemacht. Laut der Tiroler Tageszeitung erwirtschaftete MPreis im Jahr 2022 von Februar bis Dezember einen Verlust von 15,2 Millionen Euro bei einem Umsatz von 801 Millionen Euro. Die Kennzahlen von 2023 waren noch nicht einsehbar.