Ein Einbruch des Marktes für Kühlgeräte nach der Coronapandemie traf das Lienzer Haushaltsgerätewerk Liebherr schwer. Noch 2023 erzielte die gesamte Firmengruppe mit Sitz im Schweizer Bulle ein Umsatzwachstum von 1,45 Milliarden Euro bzw. 11,5 Prozent auf über 14 Milliarden Euro. Die weltweite Mitarbeiterzahl legte auf über 2300 auf über 53.600 zu. Doch die guten Zeiten sind vorerst, zumindest in Lienz, Geschichte.

Denn Ende letzter Woche beantragte Liebherr Kurzarbeit für 960 seiner 1340 Mitarbeiter am Standort Lienz im Produktions- bzw. produktionsnahen Bereich für Oktober, November und Dezember. Eine Überbrückung, denn mit Jahresbeginn 2025 rechne man mit einem Anspringen der Nachfrage. In Lienz werden normalerweise jährlich rund 400.000 der 2,2 Millionen Kühl- und Gefriergeräte hergestellt, also ein knappes Viertel der Gesamtproduktion von Liebherr.

Antrag wird „umgehend“ geprüft

Eine Antwort erwartet man in drei Wochen. Evelyne Thum, Sprecherin des AMS Tirol, bestätigt das Eintreffen des von Liebherr gestellten Antrags auf Kurzarbeit. Dieser werde „umgehend“ von der Fachabteilung geprüft, wie lange das in Anspruch nehmen werde, könne sie nicht sagen. Seine Skepsis in Bezug auf eine mögliche Genehmigung äußerte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bereits nach Bekanntwerden des Plans, Kurzarbeit bei Liebherr anzumelden, Ende Juli.

Auf ursprünglichen Zweck „zurückgeführt“

Aus dem Büro von Kocher heißt es auf Nachfrage, dass die Kurzarbeit seit 2022 auf ihren „ursprünglichen Zweck“, den eines Unterstützungsinstruments für „besondere exogene Schocks“, zurückgeführt worden sei. Konjunkturelle Schwankungen, „solange sie keine großflächige Störung des regionalen Arbeitsmarktes“ verursachten, könne und solle die Kurzarbeit nicht ausgleichen, „da sie Teil des betrieblichen Risikos“ seien. Dazu komme, dass viele Firmen weiterhin Fachkräfte suchten: Diese bei Firmen zu binden, die auf unbestimmte Zeit nicht genug Aufträge haben, sei „volkswirtschaftlich fraglich“.

Allerdings sieht man auch seitens des Ministeriums „Diskussionsbedarf“, und zwar innerhalb der EU. Begründet wird dies damit, dass „einige andere EU-Länder die Kurzarbeit ausweiten und damit Fragen der Fairness des Wettbewerbs im Binnenmarkt aufgeworfen werden“.

Blick „mit gewisser Spannung“

In der Steiermark sei die Zahl der, zumindest informellen, Anfragen zum Thema Kurzarbeit seit Beginn der Liebherr-Debatte gestiegen, bestätigt Karl-Heinz Snobe. Der Geschäftsführer des steirischen Arbeitsmarktservice (AMS) räumt dem Antrag aus Lienz jedoch ebenfalls wenig Chancen auf Bewilligung ein. Die Kriterien, welche Voraussetzungen für Kurzarbeit erfüllt werden müssen, seien klar. Eine Marktschwäche oder Konjunktureinbrüche, also allgemeine wirtschaftliche Entwicklungen, fallen nicht darunter und reichen daher nicht aus, so Snobe. Die Kurzarbeit diene der kurzfristigen Überbrückung von Schwierigkeiten, die sich durch unvorhergesehene Ereignisse ergeben. Dennoch blicke man mit einer gewissen Spannung in Richtung Osttirol, weil die Entscheidung rund um Liebherr auch für weitere Anträge, die aufgrund der Konjunkturkrise einlangen könnten, richtungsweisend ist.

Nur „Handvoll“ in Kurzarbeit

In Kärnten sehe man im AMS keine Zunahme an Anfragen, auch nicht informeller Natur, erklärt Melanie Jann, stellvertretende AMS-Geschäftsführerin. Sie erklärt dies damit, dass Vorgaben und Ablehnungsgründe den Betrieben bekannt seien. Generell mache derzeit mangelnde Planbarkeit vor allem den Zulieferbranchen schwer zu schaffen. Über die Genehmigung eines Antrags entscheidet übrigens das AMS bundesweit, so Jann. In ganz Österreich gebe es nur „eine Handvoll“ Betriebe in Kurzarbeit, erklärte kürzlich AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig.