Die jüngsten Hiobsbotschaften für Magna Steyr in Graz finden auch in der Halbjahresbilanz des Konzerns ihren Niederschlag. Die schwierige Auftragslage, das Debakel rund um den insolventen E-Autobauer Fisker, der in Graz fertigen ließ, sowie auslaufende Modelle sorgen für deutliche Rückgänge auf breiter Front.
Laut aktuellem Halbjahresfinanzbericht, der am in der Konzernzentrale in Aurora (Kanada) präsentiert wurde, sind die Umsätze in der Grazer Gesamtfahrzeugfertigung im ersten Halbjahr – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – von 3,152 Milliarden US-Dollar (2,91 Milliarden Euro) auf nunmehr 2,625 Milliarden (2,43 Milliarden Euro) gesunken. Kräftig fällt der Einbruch beim Betriebsgewinn (Ergebnis vor Zinsen und Steuern; Ebit) aus: Wurden im ersten Halbjahr 2023 noch 86 Millionen Dollar (79,5 Millionen Euro) in der Gesamtfahrzeugfertigung erwirtschaftet, waren es zwischen Jänner und Ende Juni 2024 nur noch 47 Millionen (43,44 Millionen Euro) – ein Minus von 45 Prozent.
Die schwierige Lage lässt sich insbesondere an der Entwicklung der Fertigungszahlen im Grazer Werk ablesen: 60.800 Autos wurden dort im ersten Halbjahr 2023 montiert, heuer waren es in der ersten Jahreshälfte nur noch 40.900 – um ein Drittel weniger.
„Könnte erhebliche negative Auswirkungen haben“
Im Halbjahresbericht nimmt Magna auf die herausfordernde Situation in Graz, die auch zu empfindlichen Personaleinschnitten führt, eigens Bezug: Die Komplettfahrzeugfertigung leide unter Unsicherheiten. Genannt wird die Insolvenz von Fisker ebenso wie das das nahende Ende der Produktion der Jaguar-Modelle E-Pace und I-Pace (Ende 2024), des BMW Z4 und des Toyota Supra (2026) sowie die jüngst – exklusiv von der Kleinen Zeitung vermeldete – Entscheidung von Ineos, das „Fusilier-Programm nicht fortzusetzen“. Wie berichtet, wird der britische Autohersteller das Modell doch nicht in Graz fertigen.
Im Finanzbericht wird die Situation so beschrieben: „Obwohl Umstrukturierungsmaßnahmen durchgeführt werden, um die Auswirkungen von Produktionsausfällen abzumildern, könnte das Scheitern neuer Programme für die Montage kompletter Fahrzeuge mit ausreichenden Volumina und Margen, um eingestellte Programme auszugleichen, erhebliche negative Auswirkungen auf unseren Umsatz und unsere Rentabilität haben.“
Chinesische Hersteller als Neo-Kunden für Graz?
Die Hoffnung stirbt aber zuletzt: Mit den Strafzöllen auf chinesische Autos gibt es zumindest einen Strohhalm bei Magna in Graz. Im Magna-Bilanzbericht heißt es dazu: „Die jüngsten Zölle der Europäischen Union auf importierte, in China hergestellte Elektrofahrzeuge, könnten Möglichkeiten für die Auftragsmontage schaffen.“ Diverse chinesische Hersteller waren auch schon vor Ort. Das Problem bleibt die Kostenstruktur, die Chinesen wollen günstig produzieren – Graz ist aber kein Dumping-Standort. Namen, die kolportiert werden: Xpeng, GAC oder Chery. Das Vorhaben birgt jedoch noch mehrere Fragezeichen: Es steht nicht fest welche Fertigungstiefe die Produkte hier in Europa haben müssen, um den Strafzöllen zu entgehen.
Bei Start-ups (Fisker-Pleite) ist man vorsichtig geworden, Rivian wurde zuletzt genannt – die Amerikaner werden aber eher mit Kooperationspartner Volkswagen arbeiten. Trotzdem gibt es Namen, die sogar in der Szene niemand auf der Rechnung hat.
Wertminderungen durch das Fisker-Debakel
Auch die Fisker-Pleite wird im Finanzbericht thematisiert. Wie berichtet, hat der Magna-Gesamtkonzern bereits im ersten Quartal eine Wertminderung von 261 Millionen Dollar verzeichnet, für das zweite Quartal wird eine zusätzliche Belastung von 19 Millionen Dollar angeführt. Zudem wird betont: „Wir sind weiterhin einem Risiko im Zusammenhang mit Verpflichtungen Dritter in Höhe von etwa 40 Millionen US-Dollar im Zusammenhang mit der Herstellung des SUV Fisker Ocean ausgesetzt.“ Rund um die Insolvenz der in Graz ansässigen Österreich-Gesellschaft von Fisker geht in der kommenden Woche, am Donnerstag, in Graz die Sanierungsplantagsatzung über die Bühne. Gemessen an den angemeldeten Gläubigerforderungen (angemeldet waren im Juni zum Ende der Anmeldefrist bereits 1,163 Milliarden Euro, wovon aber nur 10,9 Millionen Euro anerkannt waren), handelt es sich um die größte Pleite der steirischen Wirtschaftsgeschichte.