Die schwache Konjunktur bremst den Arbeitsmarkt weiterhin und hat im Juli zu einem Anstieg der Arbeitslosen geführt. Ende Juli waren 341.769 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet, im Vergleich zum Juli 2023 ein Plus von 31.187 Personen oder zehn Prozent, gaben das Arbeitsministerium und das AMS am Donnerstag bekannt. Die Arbeitslosenquote betrug Ende Juli 6,4 Prozent, ein Anstieg um 0,5 Prozentpunkte. Das ist die drittniedrigste Arbeitslosenquote in einem Juli der letzten zehn Jahre.

Weniger offene Stellen

Die schwächelnde Wirtschaftsentwicklung in Österreich hat sich auch am Stellenmarkt bemerkbar gemacht. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende Juli 94.504 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Rückgang von 17 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Die Zahl der offenen Stellen hat sich im zweiten Quartal insgesamt deutlich verringert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ging die Zahl um 18,4 Prozent auf 174.700 Stellen zurück, zum Vorquartal war es ein Minus von elf Prozent. „Die eingetrübte konjunkturelle Lage macht sich mittlerweile auch am Arbeitsmarkt bemerkbar“, sagte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas laut Aussendung vom Donnerstag.

Gesunken ist auch der Anteil der offenen Stellen an allen verfügbaren Stellen. Im zweiten Jahresviertel lag dieser bei 4,0 Prozent, das war ein Rückgang um 0,5 Prozentpunkte zum Vorquartal. Im Vorjahresquartal lag die Quote noch bei 4,9 Prozent. Die meisten offenen Stellen gab es laut Statistik Austria im Dienstleistungsbereich, in der Sparte gab es 98.800 Vakanzen. Zum Vorquartal war das ein Minus von 12,7 Prozent. Im produzierenden Bereich waren 41.700 Jobs offen, im öffentlichen Bereich waren es 34.200 Stellen.

„Spiegelbild der Konjunktur“

„Die Arbeitsmarktdaten sind ein Spiegelbild der schwächelnden Konjunktur“, sagte AMS-Vorständin Petra Draxl. Besonders stark vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen waren die Warenproduktion (+18 Prozent) und der Bau (+13 Prozent), ein Zeichen für rückläufige Investitionen. Aber auch der Tourismus (+12 Prozent) leidet unter der schwachen Wirtschaftslage.

Von Arbeitslosigkeit waren im Juli mehr Männer und alternative Geschlechter (+11 Prozent) betroffen als Frauen (+9 Prozent). Bei Ausländerinnen und Ausländern (+14 Prozent) war der Anstieg der Menschen ohne Job doppelt so hoch wie bei Inländerinnen und Inländern (+7 Prozent). Wenig Unterschiede gab es diesmal beim Bildungsgrad: Personen mit maximal Pflichtschulausbildung (+10,5 Prozent) waren gleichermaßen von Arbeitslosigkeit betroffen wie Personen mit akademischer Ausbildung (+11 Prozent). Ältere Personen ab 50 Jahre (+9 Prozent) waren etwas weniger stark betroffen als Unter-25-Jährige (+10 Prozent).

Fehlende Impulse bremsen Arbeitsmarkt

„Wir sehen anhand der Zahlen im langjährigen Vergleich, dass die schwache Konjunktur und die fehlenden internationalen Impulse für die Industrie die Entwicklung des Arbeitsmarkts bremsen, aber auch, dass die betreffenden Effekte geringer sind als in vergleichbaren Phasen der letzten Jahrzehnte”, erklärt dazu Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP).

Auch am Lehrstellenmarkt gab es mit 7.871 sofort verfügbaren offenen Lehrstellen ein Minus von 7 Prozent. Dem gegenüber standen 9.426 Lehrstellensuchende, um 9,5 Prozent mehr als Ende Juli 2023. Die Lehrlinge im ersten Lehrjahr sind mit rund 4 Prozent leicht rückläufig. Derzeit werden in den österreichischen Unternehmen 87.902 Lehrlinge ausgebildet, 28.861 davon im ersten Lehrjahr.