Zur Arbeit im Handel gehört das ständige Austauschen von Preisschildern bisher einfach dazu. Aber jede Aktion, jeder neue Preis bindet Personalressourcen und produziert tonnenweise Papiermüll. Jeden Tag.
Wie Hofer, Lidl oder Rewe will auch Spar in Zukunft auf digitale Preisauszeichnung setzen. Nun ist die Entwicklungsphase so ausgegoren, dass Spar mit der österreichweiten Ausstattung von Filialen startet. Nach den aktuellen Testmärkten in Kufstein und Eugendorf baut Spar die digitalen Etiketten am Regal bis Jahresende in 200 Filialen ein, darunter auch Geschäfte von Spar-Kaufleuten, etwa das von Bernd Stromberger aus Gurk oder der Eurospar von Mathias Spruzina aus Kindberg.
Effizientere „Regalpflege“
„Unsere Mitarbeiter:innen können dadurch Regale schneller auffüllen und Informationen zum Artikel jederzeit abrufen. So bleibt mehr Zeit für die Kunden“, sagt Spar-Vorstandsvorsitzender Hans Reisch. Und: „Die elektronischen Regaletiketten sind ein wichtiger Schritt in der Digitalisierung unseres Unternehmens und ein Zeichen für unsere Qualität und unseren Service.“ Sie sparen Papier, kosten dafür aber Strom. Und sie minimieren (menschliche) Fehler, die bisher zum Beispiel dazu führen, dass am Regal ein anderer Preis steht als der, der in der Kasse hinterlegt ist. Passiert selten, aber passiert. Das gesamte Warenwirtschaftssystem wird optimiert, die Arbeitsabläufe werden reibungsloser.
Spar spricht von einer „extremen Arbeitserleichterung“ für die Mitarbeiter:innen. Denn die Preise verändern sich permanent, was Arbeitszeit in stundenlangem Umstecken bindet. Zu Personalkürzungen werden die digitalen Preise aber nicht führen, betont Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. „Denn es gibt Tausende andere Aufgaben zu erledigen.“
Technologie vom steirischen Weltmarktführer
Digitale Regaletiketten nennen sich in der Fachsprache Electronic Shelf Labels, kurz ESL. Spar bringt vierfarbige zum Einsatz. Andernfalls könnte man Aktionen nicht bepreisen – sie werden bei Spar durch eine weiße Schrift bzw. einen weißen Preis auf rotem Grund hervorgehoben. Technologischer Ausstatter ist die Vusion-Group bzw. SES Imagotag mit Sitz in Fernitz in der Steiermark, ihres Zeichens Weltmarktführer bei elektronischen Preisschildern. Das System basiert auf einer Cloud-Lösung. Internationale Handelsgrößen zählen zu den Kunden von SES Imagotag – unter anderem Walmart oder Ikea. Zusätzlich zu den Preisen können die in der Steiermark entwickelten Schilder auch andere Informationen anzeigen: für die Kunden zum Beispiel Produktbewertungen, Kundenrezensionen und Nährwertangaben; für die Mitarbeiter Systembestände.
ESL gibt es seit mehr als zehn Jahren. Die Testphase dauerte unter anderem deshalb so lange, weil die Händler kontrastreiche Etiketten brauchen – sonst sind sie zu schwer zu lesen.
Die Vusion Group spricht von „mühelosem Preismanagement in Sekundenschnelle“. Führen also die digitalen Regalpreise auch zum Dynamic Pricing, also dazu, dass Preise in den Filialen mehrmals täglich an Angebot und Nachfrage angepasst werden, wie man es von Benzinpreisen, Hotels und Fluglinien kennt (nicht immer zur Freude der Konsumenten)? Berkmann schließt das aus: „Dynamic Pricing macht im Lebensmittelhandel überhaupt keinen Sinn. Bei unseren Tausenden Artikeln wird man ja mit dem Umpreisen nicht mehr fertig.“