Die Inflationsrate für Juli 2024 beträgt voraussichtlich 2,9 Prozent, wie aus Berechnungen von Statistik Austria im Rahmen der Schnellschätzung des Verbraucherpreisindex (VPI) hervorgeht. Verglichen mit dem Vormonat Juni bleibt das Preisniveau voraussichtlich unverändert. „Im Juli 2024 ist die Inflation der ersten VPI-Schätzung zufolge erstmals seit exakt drei Jahren unter drei Prozent gesunken. Die Teuerung für Juli beträgt voraussichtlich 2,9 Prozent, nach drei Prozent im Juni. Vor allem bei Lebensmitteln hat der Preisdruck deutlich nachgelassen, sie treiben die Inflation kaum noch an. Die Preisanstiege in der Gastronomie sind hingegen weiterhin überdurchschnittlich hoch“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sagt dazu: „Der abnehmende Trend hält somit an. Die Inflationsrate nähert sich kontinuierlich dem Zielwert der EZB. Auch der Unterschied zu Deutschland wird geringer: Beim HVPI ist nur noch ein Unterschied von 0,3 Prozentpunkten zu verzeichnen.“

Anstieg in Deutschland, Frankreich und Italien

Nicht alle Länder im Euroraum verzeichnen einen Rückgang bei der Inflation. In Frankreich hat sie zum Beispiel wieder etwas angezogen. Die nach europäischen Standards erhobenen Verbraucherpreise (HVPI) stiegen zum Vorjahr um 2,6 Prozent, wie das Statistikamt Insee am Mittwoch in Paris nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im Vormonat hatte die Rate 2,5 Prozent betragen, nach 2,6 Prozent im Mai. Analysten hatten für Juli mit einer deutlicheren Beschleunigung der Teuerung in Höhe von 2,8 Prozent gerechnet. Einen Rückschlag im Kampf gegen die Inflation gab es in Deutschland. Die Lebenshaltungskosten sind im Juli überraschend gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Inflationsrate auf dem Juni-Wert von 2,2 Prozent verharrt. Von Juni auf Juli zogen die Preise um 0,3 Prozent an. „Trotz des leichten Anstiegs stehen die Zeichen für eine weitere Beruhigung der Inflation in Deutschland recht gut“, sagte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. In Italien hat der Preisauftrieb im Juli deutlich angezogen. Die nach europäischem Standard erhobenen Verbraucherpreise (HVPI) stiegen auf Jahressicht um 1,7 Prozent, wie das Statistikamt Istat am Mittwoch in Rom mitteilte. Im Vormonat hatte der Anstieg 0,9 Prozent betragen, nach 0,8 Prozent im Mai. Analysten hatten für Juli mit einem Plus in Höhe von 1,2 Prozent gerechnet.

Teuerung im Euroraum

Im Euro-Währungsraum sind laut einer Schätzung der EU-Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch die Preise in der Eurozone durchschnittlich um 2,6 Prozent gegenüber dem Juli des Vorjahres gestiegen. Für Juni 2024 hatte Eurostat noch eine Teuerungsrate von 2,5 Prozent berechnet. Österreich liegt mit 2,9 Prozent im Mittelfeld der Euro-Staaten. Während Länder wie Finnland mit geschätzten 0,6 Prozent im Juli eine sehr niedrige Teuerung haben, sind die Preise in Belgien um 5,5 Prozent gestiegen. Für Europas größte Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich rechnet Eurostat mit einer Juli-Inflation von 2,6 Prozent - in beiden Fällen ein leichter Anstieg gegenüber dem Vormonat.

Mit Blick auf den ganzen Euroraum war es vor allem die Preisentwicklung bei Dienstleistungen (plus 4,0 Prozent), die die Jahresrate bestimmte. In der Kategorie „Lebensmittel, Alkohol und Tabak“ gab es eine Teuerung von 2,3 Prozent. Energie verteuerte sich von Juli auf Juli um 1,3 Prozent - im Juni lag dieser Wert noch bei deutlich geringeren 0,2 Prozent.

Lob und Kritik

Kritik an der Regierung kam unterdessen abermals von der FPÖ: „Es bleibt leider dabei: Österreich ist im EU-weiten Teuerungsvergleich noch immer über dem Schnitt im Euroraum. Das belegt einmal mehr, dass die Inflation zu einem guten Teil hausgemacht ist“, so der freiheitliche Wirtschaftssprecher Axel Kassegger in einer Aussendung.

Der Handelsverband bewertete den Inflationsrückgang positiv, kritisierte aber ebenfalls den Unterschied zum Durchschnitt der Eurozone: „Die Normalisierung der Inflation vollzieht sich in Österreich viel langsamer als im Schnitt des Euroraums, mühsam ernährt sich das heimische Eichhörnchen“, so Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. Für den industrienahen Thinktank Agenda Austria ist es nun entscheidend, „dass die Regierung die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholt und der Versuchung widersteht, allen Haushalten vor den Wahlen wieder Geld“ zuzustecken, so der stellvertretende Direktor Hanno Lorenz in einer Aussendung.