Mehr als zwei Jahre ringt die Raiffeisenbank International RBI jetzt schon um eine gute Lösung für ihr hochprofitables Russland-Geschäft. In Sicht ist diese noch immer nicht. Verkauf oder Abspaltung war dabei immer die Hauptfrage. RBI-Chef Johann Strobl nennt nun einen Teilverkauf als mögliches Szenario, bei dem die RBI 40 Prozent behielte.

Der RBI weht seit einigen Wochen ein scharfer Wind der Europäischen Zentralbank EZB entgegen. Die Auflagen, die der RBI vor einigen Wochen aus Frankfurt auferlegt wurden, dürften das Geschäft der russischen Raiffeisen-Tochterbank bis 2026 – grob ausgedrückt – halbieren. Schon bisher hatte die RBI das Geschäft in Russland deutlich zurückgefahren. Die Profite sprudelten trotzdem weiter.

Nur noch ganz wenig Neugeschäft

Künftig wird die Bank nur noch ganz wenig Neugeschäft machen dürfen. Das Kreditvolumen soll noch einmal halbiert werden. Geschäfte mit russischen Banken werden drastisch eingeschränkt. Die Auslandszahlungen müssen ebenfalls drastisch schrumpfen, gab es im ersten Quartal 2024 rund 45.000 Transfers, muss diese Zahl bereits im vierten Quartal auf 15.000 sinken. Alles in allem führt der harte EZB-Kurs zu einem viel radikaleren und schnelleren Schrumpfprozess, als die RBI-Spitze sich das vorgestellt hat, bestätigt Strobl in dem Onlinegespräch mit Analysten. Im Gegensatz zur UniCredit, die sich gegen die harten EZB-Auflagen gerichtlich zur Wehr setzt, will die RBI dem EZB-Bescheid folgen, obwohl es Strobl zufolge intensive Diskussionen über finanztechnische Details gibt.

Wie viel die Bank in Russland trotz des bereits deutlich reduzierten Kreditgeschäfts oder der Verringerung der Kundenzahl weiterhin verdient, zeigen die Halbjahreszahlen: Von 1,32 Milliarden Konzerngewinn – der um 7,3 Prozent höher war als im ersten Halbjahr 2023 – kommen 720 Millionen Euro aus Russland. Wobei die 720 Millionen Euro eben nicht nach Wien „kommen“ oder fließen, denn sie sind in Russland blockiert. Ein Versuch, wenigstens an rund 1,5 Milliarden Euro der seit dem Ukraine-Krieg aufgehäuften Gewinne zu gelangen, schlug im heurigen Frühjahr fehl. Ein mit der Strabag geplanter komplexer Aktientausch musste auf Druck der US-Sanktionsbehörde abgeblasen werden. Ende Juni betrug das aushaftende Kreditvolumen in Russland rund 5,8 Milliarden Euro, Ende 2021 waren es noch 11,6 Milliarden Euro gewesen. Damals zählte die RBI dort 4,3 Millionen Kunden, zuletzt waren es noch 3,3 Millionen.

Für ihre Tochterbank in Weißrussland, die Priorbank, laufen Verkaufsgespräche mit dem emiratischen Investor Soven 1 Holding Limited. Auch hier ist das Ende offen.