Die in Wien ansässige Addiko-Bank, hervorgegangen aus den früheren Balkanbanken der Kärntner Hypo-Alpe-Adria, könnte mit der slowenischen Bankengruppe NLB (Nova Ljubljanska Banka) einen neuen Mehrheitseigentümer bekommen. Noch bis 16. August läuft das Angebot an die Addiko-Aktionäre. Die Addiko-Bank hat ihren Sitz in Wien und eine Außenstelle in Klagenfurt. Die ursprünglich gebotenen 20 Euro wurden auf 22 Euro je Aktie nachgebessert. Eine komplette Übernahme würde also rund 430 Millionen Euro kosten.

„Sind ein strategischer Investor“

Archibald Kremser ist Finanzvorstand der slowenischen Bank. Er betont im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, man sei bereit, 100 Prozent der Bank zu übernehmen, unter der Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent wolle man nicht kaufen. Man sei strategischer Investor, kein Finanzinvestor. „Wir wollen wesentliche Entscheidungen als Gesellschafter treffen, zum Beispiel Kapitalmaßmaßnahmen.“

Gut zwei Wochen vor Ablauf der Offerte sei es „komplett offen, ob das Angebot angenommen“ wird. Man versuche Investoren und Aktionären das Angebot „schmackhaft“ zu machen, man sehe die Sache aber „entspannt“. Viele Aktionäre seien noch „in Warteposition. Manche nutzen das aktuelle Börsenstrohfeuer“, so Kremser. Am Dienstag notierte die Aktie bei 20,80 Euro. Das Angebot der NLB sei attraktiv, betont er, die Addiko-Aktie stand „historisch“ bei 12 bis 14 Euro, in Krisenzeiten darunter. „Mit sinkenden Zinsen wird es nicht leichter werden, Geld zu verdienen.“

Verdoppelung bis 2030

Die kürzlich veröffentlichte Strategie der NLB sieht eine Verdoppelung von Bilanzsumme, Erträgen und Gewinn bis 2030 vor. Derzeit betrage die Bilanzsumme 26 Milliarden Euro, der Ertrag liegt bei rund einer halben Milliarde Euro. Die Aktien der slowenischen Universalbank mit rund 8000 Mitarbeitern notieren in London und Laibach. „Unsere Märkte geben sehr gutes organisches Wachstum her“, so Kremser, „allein Serbien ist eine sehr dynamische wachsende Volkswirtschaft, in der wir mit zehn Prozent Marktanteil vertreten sind.“ Wachsen wolle man zu zwei Drittel organisch und zu einem Drittel durch Zukäufe – wie jenem der Addiko-Bank.

Das Headquarter der NLB in Laibach/Ljubljana
Das Headquarter der NLB in Laibach/Ljubljana © Kk Iztok Lazar

„Sind der richtige Heimathafen“

„Wir sind der richtige Heimathafen für eine Bank wie Addiko“, meint Kremser. Das Interesse der Laibacher nährt sich vor allem aus der geografischen Nähe der Märkte am Balkan, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. NLB ist in Mazedonien und Kosovo stark, Addiko in Kroatien. Die NLB sieht sich für eine Übernahme jedenfalls „vorbereitet“, mit einer Börsenkapitalisierung von rund 2,6 Milliarden und Eigenmittel jenseits der drei Milliarden Euro. „Wir könnten Addiko sehr gut verdauen“, so Kremser. Man sei als EZB-geprüfte Bank „mit allen regulatorischen Wassern gewaschen“, der Regulator trete für die Übernahme der Addiko durch die systemrelevante NLB ein, auch der Vorstand der Addiko hat sich kürzlich für die Annahme der Offerte ausgesprochen.

NLB-Finanzvorstand Archibald Kremser
NLB-Finanzvorstand Archibald Kremser © Kk Iztok Lazar

„Ein komplexes Asset“

Die Addiko wäre, gesteht Kremser zu, „ein komplexes Asset, der Aufwand, kleine Banken in verschiedenen Ländern zu integrieren, ist sehr hoch.“ Sie sei aber eine der wenigen Banken, die verfügbar wären und „an der man schwer vorbeigehen kann.“ Vor allem aber würde Kroatien „strategisch gut zur NLB“ passen. Den Standort in Österreich würde man „vorerst zwangsläufig“ erhalten, da die NLB aus historischen Gründen vom slowenischen Gesetzgeber eingeschränkt ist, Assets in Kroatien zu erwerben. Mit der Addiko könnte man nun eine österreichische Bank, die eine kroatische Bank hält, erwerben. Kremser hebt die „schnelle, unkomplizierte Kreditvergabe im Kleinbereich“ als Stärke der Addiko hervor. Ganz frei von Altlasten sei sie aber nicht, so Kremser, die Bestände an Schweizer-Franken-Darlehen aus historischen Gründen hoch. Bezogen auf ihr Hypo-Alpe-Adria-Erbe sei die Bank aber „sauber“, sie habe „mehrere Filter durchlaufen“.

„Wollen behutsam vorgehen“

Im Falle der Annahme des Angebots von mehr als drei Viertel der Aktionäre wolle man bei der Integration „behutsam“ vorgehen, möglich sei, dass man „eine gewisse Zeit lang eine Zweimarkenstrategie“ beibehalte, „über kurz oder lang wird es aber gewisse Integrationsschritte geben“. Auch werde der Closing-Prozess in sieben Märkten aufwändig. Dass man durch die Übernahme einer kleineren Leasingfirma bereits einen Fuß in Kroatien habe, sei von symbolisch von Vorteil.

Ebenfalls im Rennen um die Addiko Bank ist die serbische Agri Europe Cyprus. Diese besitzt bereits 10 Prozent an der Addiko Bank und will 17 Prozent erwerben. Agri Europe bietet aktuell 16,24 Euro je Addiko-Aktie an.