In aller Bescheidenheit steht das Credo vorneweg: „Cycuria Therapeutics ist ein Pionier-Biotech-Start-up, das es sich zum Ziel gemacht hat die Krebs-Behandlung zu revolutionieren.“
Die ersten Sätze der Cycuria-Broschüre lesen sich wie aus einem Handbuch für Start-ups. Und für jene, die es noch werden wollen. Große, hehre Ziele verfolgt man im Kampf gegen Leukämie. Erste vorklinische Studien im Tiermodell würden Hoffnung geben, heißt es, aber trotzdem weiß man: Es ist ein harter, langer Weg. Und nur wenige der tausenden Start-ups werden es bis zum Ende, bis zur Entwicklung eines fertigen Medikaments schaffen. So teuer ist der Weg zur Heilung von Krankheiten bei der Medikamenten-Entwicklung.
Tumorzellen abschalten
Philipp Jost, Erfinder der Therapie und Vorstand der Abteilung für Onkologie forscht seit Jahren an dem Projekt. Stark vereinfacht erklärt geht es um eine Weiterentwicklung der sogenannten Immuntherapie, die seit Jahren in die Krebsbehandlung gefunden hat.
Jost hat einen neuen Ansatz entdeckt, den er so auf den Punkt bringt: „Wir haben untersucht warum Tumorzellen trotz Chemotherapie und Bestrahlung nicht sterben und warum sie unglaublich robust sind und diese Überlebensfähigkeit besitzen.“ Man habe einen Mechanismus entdeckt, wie man mithilfe eines Moleküls die Tumorzelle „abschalten oder töten kann und gleichzeitig die gesunden Zellen im Umfeld schont“. Es sind Moleküle, die Millionen und Milliarden bei der Medikamenten-Entwicklung verschlingen.
Drei Gründer, ein Unternehmen
Jetzt geht es darum in einem Netzwerk Investorengelder einzusammeln, um die Forschung fortführen zu können. Jost hat schon einen weiten Weg hinter sich. An der Technischen Universität von München und an der Universität Heidelberg hat er geforscht, nach seiner Berufung nach Graz konnte er die Idee zwar mitnehmen, eine alte Wirkungsstätte blieb beteiligt. Mit an Bord sind: Mitgründer Walter Nickel (Uni Heidelberg) und CEO Nisit Khanelwal.
10.000 Substanzen, nur neun schaffen den Durchbruch
Der Weg am Zentrum für Medizinische Forschung (ZMF) an der Medizinischen Uni Graz ist noch lang. Die Pharmig, Verband der pharmazeutischen Industrie Österreich, beschreibt die Erfolgschancen so: „Der Weg vom Wirkstoff bis zum fertigen Arzneimittel ist langwierig und kostspielig. Von 5000 bis 10.000 Substanzen, die in die Arzneimittelforschung kommen, erweisen sich nach fünf Jahren durchschnittlich nur mehr 9 Substanzen als aussichtsreich. Nach Präklinik und umfangreichen klinischen Prüfungen bleibt meist nur eine einzige dieser Substanzen übrig, die schließlich als neue medikamentöse Therapie zugelassen wird. Im Durchschnitt nimmt die Entwicklung eines Arzneimittels 13 Jahre in Anspruch.“
2,6 Milliarden an Kosten für Medikamenten-Entwicklung
Und die Pharmig weiß auch um die maximalen Kosten einer Medikamenten-Entwicklung. „Untersuchungen zufolge liegen die durchschnittlichen Kosten der Entwicklung eines neuen innovativen Medikamentes bei bis zu 2,6 Milliarden US-Dollar. In diesen Kosten sind die direkten Kosten für die Entwicklung des Arzneimittels enthalten sowie die damit verbundenen vielen Fehlschläge, aber auch die Opportunitätskosten; das heißt die indirekten Finanzierungskosten für derart lange und kostenintensive Entwicklungsprojekte. Kostentreiber sind unter anderem hohe Dokumentations- und Sicherheitsanforderungen.“ Nicht alle Projekte verschlingen 2,6 Milliarden Euro – aber schon die ersten Schritte und Forschungsprojekte kosten Millionen – ohne Erfolgsgarantie.
Verpartnerung mit der Pharmaindustrie
Jost ist überzeugt vom Projekt, weiß aber natürlich um die Herausforderungen: „Letztlich braucht man einen großen Pharmapartner, als Start-up kann man nicht alles alleine machen.“ Ziel sei die Entwicklung und dann die Verpartnerung mit der Pharmaindustrie. „Die ersten Investments sollen uns einmal ein bis zwei Jahre weit bringen, um in Folge weitere Finanzierungsrunden anzuschließen, um weitermachen zu können.“
Die neue Therapieform soll letztlich auch auf weitere Krebsarten ausgerollt werden. Eine Million Euro habe man aktuell in der Hand – ausreichend für den Start.