Die Zahlen erhob der Berater EY in Deutschland, die Wahrnehmung in Österreich ist vermutlich keine andere: Zwei Drittel der gesetzlich Krankenversicherten stehen laut der „Digital Health-Studie 2024 digitalen Vorsorgeangeboten positiv gegenüber. Allerdings kennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten derlei Präventionsangebote ihrer Krankenkasse. Ist das Angebot im deutschsprachigen Raum also schlichtweg zu gering?

„Österreich hat in den letzten Jahren aktiv versucht, Fortschritte im Bereich der digitalen Gesundheitslösungen zu machen“, heißt es von Lucanus Polagnoli. Der schnell ergänzt: „Initiativen wie die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte und das E-Rezept sind jedoch mehr bei einem Versuch geblieben, als das Gesundheitssystem wirklich zu modernisieren“. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern würde Österreich daher „leider nicht vorne, sondern viel eher im Mittelfeld liegen“, sagt Polagnoli.

Mehr Spanien als Österreich

Aus einer Künstlerfamilie stammend, steht der 45-Jährige heute an der Spitze des Risikokapitalfonds Calm/Storm. Geführt aus Österreich, scheint dieser in Ranglisten immer wieder als „aktivster HealthTech-Fonds Europas“ auf. Polagnoli & Co sind also auf der steten Suche nach den besten Geschäftsideen im Bereich der Gesundheitstechnologie. Hierbei sieht der Investor in Österreich nicht nur im öffentlichen Bereich Nachholbedarf.

„Trotz guter Universitäten und Weltklasse Lebensbedingungen“ würde man mit „einigen Ausnahmen“, darunter Start-ups wie hi.health, flinn oder xund, „kaum Gründerinnen und Gründer im HealthTech-Bereich sehen, die höhere Investitionssummen erhalten“. Auch Polagnoli selbst tätigte mit Calm/Storm bisher mehr derlei Investments in Spanien als in Österreich.

Wo Innovation stattfindet

In Summe hat der Fonds derzeit an die 100 Beteiligungen im Portfolio, die sich hauptsächlich auf Start-ups im Bereich digitaler Gesundheitslösungen konzentrieren. Heuer will Calm/Storm abermals fünf Millionen Euro investieren, „ausgewogen aufgeteilt“ zwischen Bestandsinvestitionen und neuen Investments.

In welchen Segmenten Lucanus Polagnoli zurzeit besonders viel technologische Bewegung sieht? Als „vielversprechende Felder für Innovationen“ hätten sich zuletzt die Bereiche „mentale Gesundheit, Frauengesundheit, Primärversorgung und Onkologie herauskristallisiert“, sagt der Investor. Einen „signifikanten Zuwachs an Investitionen“ ortet Polagnoli auch im Bereich der „Arzneimittelentwicklung und der Optimierung von administrativen Arbeitsabläufen“. An dieser Stelle würde vor allem Künstliche Intelligenz als Triebfeder wirken.