Die an zahllose Haushalte versandte Werbung sollte die Klagenfurter auf einen Blick überzeugen. Ein kurzer grüner Balken und ein langgestreckter roter stehen für die Stromkosten eines Drei-Personen-Haushaltes. Der grüne entspricht 513,51 Euro, die 4255 kWh im Tarif „SteirerStrom Flex“ der Energie Steiermark kosten; der rote Balken derselben Menge im Fixpreistarif „Klassik“ des „Lokalmatadors“ Energie Klagenfurt. Einmal beträgt der Arbeitspreis je kWh (für Juli) 10,88 Cent, während die Energie Klagenfurt, eine Tochter der Stadtwerke Klagenfurt (STW), 29,50 Cent verrechnet. Für die STW ein verheerendes Bild.

„Gegen gesetzliche Vorgaben“

Die wehren sich nun und sprechen von einer „wettbewerbswidrigen Vorgangsweise“ der Energie Steiermark, die „gegen gesetzliche Vorgaben verstößt“. Gegenübergestellt würden „zwei völlig unterschiedliche Produkte“ mit „unterschiedlichen Voraussetzungen, Grundlagen und Risiken“. „SteirerStrom Flex“ ist variabel und von Marktpreisen abhängig, der angeführte Tarif der Energie Klagenfurt ein Fixpreis. Aber nicht nur das erzürnt die Kärntner. Zum Vergleich werde „unser alter Fixtarif, der in dieser Form und Höhe gar nicht mehr abgeschlossen werden kann“, herangezogen, sagt Sprecherin Ute Zwaroka. Wobei der aktuelle Tarif „Klassik 24“ mit 23,60 Cent ebenso deutlich über dem steirischen Flex-Tarif und denen von Mitbewerbern wie der Kelag liegt.

Der Preisvergleich, der zahllosen Klagenfurtern ins Haus flatterte: „Wer jetzt nicht wechselt, ist selbst schuld“, appelliert die Energie Steiermark
Der Preisvergleich, der zahllosen Klagenfurtern ins Haus flatterte: „Wer jetzt nicht wechselt, ist selbst schuld“, appelliert die Energie Steiermark © Faksimile

„Weisen eindeutig darauf hin“

Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik weist die Vorwürfe der Kärntner zurück. Man weise „eindeutig“ darauf hin, dass es sich um einen Vergleich zwischen einem flexiblen und einem fixen Tarif handle. Man wolle „auf ein allenfalls mögliches Einsparungspotenzial aufmerksam“ machen. Das klingt in der Werbung doch offensiver: „Wer jetzt nicht wechselt, ist selbst schuld“, heißt es da. Dass man einen nicht mehr gültigen Tarif verwende, weist er zurück: Der „Klassik“-Tarif sei noch Anfang Juli im Tarifkalkulator der E-Control hinterlegt gewesen. „Dabei muss es sich um den Tarif handeln, der von den meisten Bestandskundinnen und -kunden bezogen wird“, so Harnik. Und er fügt hinzu, dass selbst der Fixpreistarif der Energie Steiermark günstiger sei als der preisgesenkte „Klassik 24“ der Energie Klagenfurt.

„Setzen notwendige rechtliche Schritte“

Wie viele Klagenfurter Kunden man abwerben konnte, verrät Harnik nicht, nur so viel: In den letzten Monaten konnte man österreichweit über 35.000 Neukunden gewinnen. Laut Zaworka sehe man „keine Auswirkungen in unserem Kundenverhalten aufgrund der Werbekampagne“. Und sie kündigt Post an die Kollegen in Graz an: „Wir haben bereits unseren Rechtsanwalt beauftragt, die notwendigen rechtlichen Schritte zu setzen.“