Hamburg ist die Stadt der Brücken. Mit über 2500 Stück macht es sogar Venedig den Spitzenplatz streitig. Darunter sind besonders beeindruckende wie die Baakenhafenbrücke, die 170 Meter lang und 21 Meter breit ist, und die Elbbrücken, die mehrere Auszeichnungen wie etwa den Europäischen Stahldesingpreis abräumten. An einigen Stahlbauobjekten in der Hansestadt waren auch österreichische Unternehmen beteiligt. Zu den markantesten zählt wohl die Elbphilharmonie, für die die Feldkirchner Haslinger Stahlbau GmbH, den Großen und den Kleinen Konzertsaal konstruiert, gefertigt und montiert hat. Aber auch die Rethebrücke von der Linzer MCE GmbH ist beeindruckend. Mit einer Länge von 104 Metern ist sie die größte Klappbrücke Europas.

Mehr Schrott

Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass die aktuelle Studienreise des Österreichischen Stahlbauverbandes Branchen- und Medienvertreter an die Elbe führte. Doch im Mittelpunkt stand nicht, sich über bisher Geleistetes zu freuen. „Es geht darum, wie in Zukunft Stahl hergestellt und mit Stahl gebaut wird “, betont Arno Sorger, Stahlbauverband-Präsident und Geschäftsführer der Haslinger Stahlbau GmbH. Und diese Zukunft soll grün oder zumindest grüner werden. Denn die österreichische Stahl- und Metallbaubranche, die etwa 10.000 Mitarbeiter beschäftigt und deren Produktionswert sich im Vorjahr laut Statistik des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie auf rund 2,359 Milliarden Euro belief, muss die Klimaziele des Übereinkommens von Paris erfüllen. Eine wesentliche Rolle bei der CO2-Reduktion spielen die Erhöhung der Recyclingquoten von Schrott, der mit Strom eingeschmolzen wird, und der Einsatz von grünem Wasserstoff.

Arno Sorger
Arno Sorger © Kk

Bei letzterem sind die Branchenvertreter in Hamburg an einer guten Adresse. Denn der Hafen soll in den nächsten Jahren zu einem Drehkreuz für Wasserstoffimporte nach Deutschland und Europa aufgebaut werden und ab 2026 soll in Hamburg-Moorburg grüner Wasserstoff hergestellt werden. Darüber hinaus gibt es vor Ort Unternehmen wie das Stahlwerk ArcelorMittal, die bereits Erfahrung mit der Produktion von CO2 reduziertem Stahl haben. Aktuell kommen acht Prozent der europäischen CO2 Emmissionen aus der Stahlindustrie und im Zuge des Green Deals soll man bis 2050 klimaneutral sein.

Wie Michael Thiele von ArcelorMittal ausführt, hat zwar Stahl aus Schrott eine deutlich bessere CO2 Bilanz als neuer Stahl. Doch damit kann der Bedarf nur zu 60 Prozent gedeckt werden und es gibt auch qualitative Gründe für die Erzeugung mit Eisenerz. Das Werk, das auf Walzdraht spezialisiert ist, setzt statt auf das Standardverfahren mit Hochofen auf eine Direktreduktionsanlage. Stark vereinfacht ausgedrückt, wird die Kohle auf dem Produktionsprozess getilgt. Stattdessen kommt mehr Strom und derzeit noch Erdgas zum Einsatz. In den nächsten Jahren soll letzteres von grünem Wasserstoff abgelöst werden.

ArcelorMittal hat die Anlage bereits entsprechend gerüstet, offen ist noch der genaue Zeitplan und wie hoch der Anteil des grünen Wasserstoffs aus Hamburg und aus Importen sein wird. Unter dem Namen XCarb ist der CO2 reduzierte Stahl von ArcelorMittal auf dem Markt. Doch es sind auch bereits andere verfügbar wie etwa greentec steel von der voestalpine und bluemint von Thyssen Krupp. Da etliche Unternehmen derzeit ihre grünen Projekte vorantreiben, ist zu erwarten, dass ab 2027 deutlich mehr CO2 reduzierter Stahl verfügbar sein wird.

Grünes Image

Holz hat vor allem in Österreich als Baustoff ein viel grüneres Image als Stahl. Das wurmt die heimische Stahl- und Metallbaubranche gewaltig. Denn so nachhaltig sei Holz gar nicht, wenn man Materialverbrauch, Lebensdauer der Bauwerke, Recyclingfähigkeit und Entwaldung ansehe, erklärt Georg Matzner, Geschäftsführer vom Österreichischen Stahlbauverband. „Holz hat seine Grenzen“, betont er. Und nennt Brücken-Beispiele wie den Erdberger Steg und die Klimmbrücke Lech, deren Lebensdauer unter 20 Jahren lag. Holzbauvorgaben für gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, wie sie derzeit Salzburg gesetzlich verankern will, sehe er kritisch.

Universitätsprofessor Peter Bauer von der Technischen Universität Wien erläutert dazu, dass sich die EU zwar beim CO2 auf eine Norm verständigt hat, aber die einzelnen Länder diese anders umsetzen. In Österreich etwas werde der CO2-Wert in der Produktion ermittelt, die bekanntermaßen energieintensiv ist. Ausgeklammert ist die Recyclingfähigkeit. Daher kann Holz mit einem negativen CO2-Wert punkten, der sich positiv in der Bilanz auswirkt. In der Schweiz und in Deutschland ist das übrigens anders.

Stefan Halwachs
Stefan Halwachs © Grabner Gruppe